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Kirche entsetzt über Verhalten eines Bundespolizisten
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Kirche entsetzt über Verhalten eines Bundespolizisten

Ein Artikel aus dem Oranienburger Generalanzeiger von Friedhelm Brennecke

Oranienburg (OGA) Eigentlich hätten sechs junge Menschen aus drei Partnerdörfern in Zimbabwe schon seit 19. August zu Besuch im Kirchenkreis Oberes Havelland in Oranienburg sein sollen. Eigentlich. Es wäre die zehnte Begegnung mit Freunden aus einem der ärmsten Länder Afrikas gewesen. Seit 21 Jahren gibt es die Zimbabwe-Partnerschaft mit dem Kirchenkreis und der Oranienburger St.-Nicolai-Kirchengemeinde, initiiert von Udo Semper. "In einem Jahr besuchen Christen von hier die Dörfer im Norden Zimbabwes, im anderen Jahr kommen die afrikanischen Gäste zu uns. Das hat bisher immer gut geklappt", sagt Oranienburgs Pfarrer Friedemann Humburg.

In Oberhavel warteten die Gastfamilien auf den dreiwöchigen Besuch von Freuden. Mit einigen Betrieben waren Hospitanzen verabredet, bei denen die Gäste Wissen für ihren Alltag in Zimbabwe mitnehmen können. Auch Termine für mehrere Konzerte in Kirchengemeinden sind vereinbart worden. Vergebens.

Dabei waren auch dieses Mal alle Einreise-Vorkehrungen penibel und vollständig getroffen, die Visa beantragt, die Flugtickets geordert und die komplette Kostenübernahme-Erklärung durch den Kirchenkreis ausgestellt worden. "Unsere Freunde hatten alle diese Unterlagen im Original und mit dem Siegel des Kirchenkreises dabei", sagen Humburg und Superintendent Uwe Simon. Sie hätten also glaubhaft belegen können, dass sie ausdrücklich eingeladen worden sind und dem deutschen Staat keineswegs zur Last fallen würden.

Eigentlich. Doch ein Bundespolizist mit 37-jähriger Berufserfahrung (!) machte der Begegnung ein jähes Ende, noch bevor sie eigentlich begonnen hatte. Als Visa- und Einreisebeauftragter der Lufthansa am Drehkreuz Johannesburg musterte er die sechs, befragte sie, hielt sie im Ergebnis aber für unglaubwürdig. "Zu ärmlich gekleidet, ohne großes Gepäck und ohne Bargeld", habe der Bundespolizist später am Telefon zu ihm gesagt, erzählt Humburg. Das sei für ihn ein klares Indiz dafür, dass die nur nach Deutschland wollten, um Asyl zu beantragen, so der Bundespolizist. "Voriges Jahr haben gerade mal 226 Menschen aus Zimbabwe um Asyl in Deutschland nachgesucht", sagt Uwe Simon.

In seiner Dienstbeflissenheit hielt der deutsche Beamte in Johannesburg die Original-Papiere für ein Fake. Mehr noch. Mit einem bloßen Federstrich und dem Zusatz "canceled" machte er die Visa ungültig, sich einer Amtsanmaßung schuldig und ließ die mittellosen jungen Menschen auf dem Flughafen einfach stehen. Von dieser Kaltschnäuzigkeit sind nicht nur Humburg und Simon entsetzt. "Was für einen Eindruck musste dieses Verhalten auf unsere Gäste haben, die wirklich arm sind und nur mit unserer Hilfe eine solche Reise überhaupt antreten können", fragen sich Simon und Humburg. Auch die Geldgeber - schließlich handele es sich insgesamt um rund 10 000 Euro - seien verärgert. Das Geld stamme aus Kollekten der Kirche und aus Spenden von Leuten, die sich gern für das Zimbabweprojekt engagieren würden.

"Wir verlangen jetzt volle Aufklärung darüber, wie so etwas passieren konnte, und erwarten Hinweise darauf, was wir künftig noch tun müssen, damit wir weiterhin Gäste aus Zimbabwe einladen und die auch einreisen dürfen", sagen Uwe Simon und Friedemann Humburg. Passiere das nicht, werde eine Partnerschaft ernsthaft gefährdet, die bislang zum Nutzen für beide Seiten zwei Jahrzehnte lang bestens funktioniert habe.

Landesbischof Markus Dröge sei um Hilfe gebeten worden, ebenso der Bundestagsabgeordnete Uwe Feiler. Briefe würden ans Auswärtige Amt gerichtet und Udo Semper habe Ministerpräsident Dietmar Woidke von diesem unmöglichen Vorgang und Verhalten eines Bundespolizisten in Kenntnis gesetzt. "Wir stellen auch die Frage nach dem Regress. Schließlich hat das Verhalten eines Bundespolizisten ohne Not 10 000 Euro in den Sand gesetzt, viele Menschen maßlos enttäuscht und ein Partnerschaftsprojekt gefährdet", sagt Humburg.

Die Christen aus Oberhavel aber wollen die Zimbabwe-Partnerschaft nicht sterben lassen. "Wir kämpfen dafür, dass die sechs Menschen im Alter zwischen 25 und 39 Jahren, von denen fünf das erste Mal auf der Gästeliste standen, im nächsten Jahr zu uns kommen dürfen", sagen Humburg und Simon. Denn kurzfristig lasse sich eine solche Reise organisatorisch und finanziell nicht realisieren.
erstellt von Mathias Wolf am 25.08.2017, zuletzt bearbeitet am 04.10.2022
veröffentlicht unter: Arbeitsgruppe für Partnerschaften

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