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Mein Vater
Andacht von Ulrike Gartenschläger, Oranienburg, Kreisbeauftragte für die Arbeit mit Kindern
Er ist der Jüngste in der großen Geschwisterschar, der Jüngste der fünf Brüder. Und das hat ihm das Leben gerettet. Er musste nicht an die Front, so wie seine Brüder Wilhelm, Hans, Karl und Fritz. Erst in den letzten Kriegswochen wurde er, 17Jährig, eingesetzt als Flak-Helfer. Und er erzählt heute noch dankbar von seinen Lehrern, die den Jugendlichen schon Monate vor Ende des Krieges reinen Wein eingeschenkt hatten: Das Vaterland ist nicht mehr zu retten, lauft und rettet wenigstens euer Leben. Einige Monate verbrachte er, mein Vater, in amerikanischer Gefangenschaft, auf französischem Boden, und konnte schließlich Ende 1945 unversehrt nach Hause zurückkehren.
Der Vater meines Mannes geriet in russische Gefangenschaft, kehrte erst nach Jahren zurück. Er musste dort, in Russland, bei seiner Entlassung unterschreiben, dass er selbst, seine Kinder und Enkel
nie wieder ein Gewehr anfassen. Der jüngste Enkel ist gerade erwachsen geworden…. .
Mein Vater feierte gerade seinen 91.Geburtstag! Der Körper ist sehr schwach geworden. Aber der Geist ist rege. Und er erinnert sich gern an seine Kindertage mit seinen Brüdern, an Spiele und Streiche mit seinem Bruder Wilhelm, an den Kanarienvogel, den Hans so liebte, oder an die erste Liebe seines Bruders Karl. Und ich denke: Wie schade, dass ich die Brüder meines Vaters nicht kennenlernen durfte. Wie groß wäre wohl unsere Familie heute, wieviel Cousins und Cousinen hätte ich noch gehabt… Das Leben der Brüder endete früh: an der Ostfront, in Frankreich, im Lazarett. Einzig Fritz kehrte aus dem Krieg zurück. Mein Vater kann, ebenso wie sein Bruder Fritz, dankbar zurückblicken auf ein langes Leben mit Kindern, Enkeln und Urenkeln. Ein Leben, das seinen Brüdern nicht vergönnt war, ein Leben, das noch in Jugendjahren auf dem Schlachtfeld endete.
Am Ende seines Lebens erzählt mein Vater mehr als all die Jahre zuvor. Ein Erzählen, das von Dankbarkeit geprägt ist für das eigene erfüllte Leben, aber auch von der Trauer um das verlorene Leben seiner Brüder. Er erzählt es uns Kindern, und den Enkeln. Er gibt diese Erinnerung weiter, damit sie bewahrt bleiben möge: Die Erinnerung an seine Brüder. Und die Erinnerung an das große Leid, das dieser Krieg über viele Familien gebracht hat.
Ulrike Gartenschläger, Oranienburg, Kreisbeauftragte für die Arbeit mit Kindern
Der Vater meines Mannes geriet in russische Gefangenschaft, kehrte erst nach Jahren zurück. Er musste dort, in Russland, bei seiner Entlassung unterschreiben, dass er selbst, seine Kinder und Enkel
nie wieder ein Gewehr anfassen. Der jüngste Enkel ist gerade erwachsen geworden…. .
Mein Vater feierte gerade seinen 91.Geburtstag! Der Körper ist sehr schwach geworden. Aber der Geist ist rege. Und er erinnert sich gern an seine Kindertage mit seinen Brüdern, an Spiele und Streiche mit seinem Bruder Wilhelm, an den Kanarienvogel, den Hans so liebte, oder an die erste Liebe seines Bruders Karl. Und ich denke: Wie schade, dass ich die Brüder meines Vaters nicht kennenlernen durfte. Wie groß wäre wohl unsere Familie heute, wieviel Cousins und Cousinen hätte ich noch gehabt… Das Leben der Brüder endete früh: an der Ostfront, in Frankreich, im Lazarett. Einzig Fritz kehrte aus dem Krieg zurück. Mein Vater kann, ebenso wie sein Bruder Fritz, dankbar zurückblicken auf ein langes Leben mit Kindern, Enkeln und Urenkeln. Ein Leben, das seinen Brüdern nicht vergönnt war, ein Leben, das noch in Jugendjahren auf dem Schlachtfeld endete.
Am Ende seines Lebens erzählt mein Vater mehr als all die Jahre zuvor. Ein Erzählen, das von Dankbarkeit geprägt ist für das eigene erfüllte Leben, aber auch von der Trauer um das verlorene Leben seiner Brüder. Er erzählt es uns Kindern, und den Enkeln. Er gibt diese Erinnerung weiter, damit sie bewahrt bleiben möge: Die Erinnerung an seine Brüder. Und die Erinnerung an das große Leid, das dieser Krieg über viele Familien gebracht hat.
Ulrike Gartenschläger, Oranienburg, Kreisbeauftragte für die Arbeit mit Kindern