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Heilige Familie
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Heilige Familie

Andacht von Pfarrer Gernot Fleischer, Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche

Heilige Familie – Restposten – nur 1,50€

Das ist das billigste Angebot der Heiligen Familie auf dem Weihnachtsmarkt:
5 cm groß, aus Plastik und Made in Hongkong.
Unendlich kitschig bleibt dieser Restposten liegen.

Passt dieses Bild zur Wirklichkeit von Familie heute bei uns? Ist Familie -in der Konstellation von Vater, Mutter und Kind- nur noch ein Restposten innerhalb der Vielfalt heutiger Lebensentwürfe und selbst im Rahmen kirchlicher Verkündigung? Jedenfalls erscheint sie in einer sich wandelnden Welt, in der wechselnde Lebensphasen, wechselnde Lebensgemeinschaften oft keinen festen Familienverbund mehr zulassen, vielen weder wichtig noch gar heilig. Zumindest das Modell der „klassischen Familie“ scheint der Wirklichkeit nicht standzuhalten.
Warum also ein Fest -das der Weihnacht, auf das wir zugehen-, das etwas feiert, was wir selten erreichen, womöglich gar nicht wollen, aus dem viele seit Jahrzehnten ausbrechen?
Muff der fünfziger Jahre für die einen, christliche Patina für die anderen, von vielen zwar angestrebte, aber doch nie verwirklichte Lebensplanung.

Weil zur Weihnacht doch immer wieder ein tiefes Ahnen, ein Sehnen und ein Wünschen nach Familie zu spüren ist, ganz im Sinne der heiligen, der heilen Familie, wie sie uns die biblischen Notizen in die Seele spiegeln.

Wir wissen:
Kinder, die die Trennung ihrer Eltern erleben, wollen deren Beziehung heilen, wollen eine heile Familie, damit ihre Schmerzen und Verletzungen aufgehoben werden können.
Jugendliche sehnen sich nach der einen großen Liebe, mit der man durchs Leben gehen kann, um bei aller Besorgnis um Zukunft einen heilen Punkt im Leben zu haben.
Menschen in der Lebensmitte sind in stillen Momenten betroffen, dass ihr Lebenslauf mehr Verletzungen und Abschiede in sich trägt, als gute und geborgene Momente der Liebe und Gemeinschaft.
Und die, die im Alter auf ihr Leben zurückblicken, ahnen die Kostbarkeit heilender und stabiler Gemeinschaft, wissen um das große Geschenk einer bleibenden Bindung.

Familie ist zerbrechlich, ist gefährdet und gelingt offenbar immer seltener.
Weihnachten aber kann uns zu Familie ermutigen! Wir werden angesteckt von dem alten Sehnsuchtsbild, von dem Wunsch, dass eine heile Familie sein möge: Abbild der Liebe Gottes im Kleinen. Lebensquell statt Restposten!

von Pfarrer Gernot Fleischer,
Pfarrsprengel Lychen und Bredereiche

erstellt von Mathias Wolf am 16.12.2017, zuletzt bearbeitet am 04.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2019

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