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Glocken läuten
Andacht von Pfarrer Christoph Poldrack, Leegebruch
Unsere Kirchenglocken läuten oft – zu jedem Gottesdienst, zu allen Andachten, zu jeder kirchlichen Beerdigung. In manchen Orten läuten sie auch, wenn ein Gemeindeglied verstorben ist, damit die anderen aufmerksam werden. Mitunter wird auch aus nichtkirchlichen Anlässen geläutet – Silvester zu Mitternacht, um das neue Jahr einzuläuten, oder am 3. Oktober 1990 zur Deutschen Einheit.
Am 31. Oktober 2017 sollen in allen Gemeinden unseres Kirchenkreises 10.00 Uhr die Glocken läuten, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine Gottesdienste gefeiert werden. Warum dann läuten? – so können Sie fragen.
An diesem Tag begehen wir in Deutschland den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation. Was Nichtchristen als interne kirchliche Angelegenheit erscheinen kann, vielleicht sogar als eine, die nur die Evangelischen betrifft, war aber ein Ereignis, das weitreichende gesellschaftliche Umwälzungen mit sich gebracht hat – die meisten nicht einmal beabsichtigt! Unsere deutsche Sprache, die Demokratie, das Bildungssystem mit Schulpflicht für alle, der Wert der Toleranz, die Achtung vor jedem einzelnen Menschen wurden durch die Reformation auf den Weg gebracht. Was Luther mit 95 Thesen gegen die damalige Praxis, Sündenvergebung gegen Geld zu verkaufen, in Gang setzte, entwickelte schnell eine eigene Dynamik und Umwälzungen in vielen Bereichen, an die Martin Luther zunächst überhaupt nicht gedacht hatte. Die Welt sähe heute sehr viel anders aus, hätte nicht dieser unbekannte Mönch in Wittenberg zur Feder gegriffen und einen eigentlich nur innerkirchlich gedachten Kampf begonnen, der das Handeln der damaligen kirchlichen Autoritäten hinterfragte.
Und das soll der Grund sein, am 31. 10. vormittags die Kirchenglocken zu läuten? Reicht es nicht, zu den Gottesdiensten zu läuten? – Zwingend ist es nicht, mit Geläut an dieses Geschehen vor 500 Jahren zu erinnern. Aber das Läuten ist immer auch ein Ruf, wach zu werden, wachsam zu sein. Und dafür gibt es nach wie vor genügend Grund. Wir läuten nicht aus Triumphgefühl heraus, sondern als Erinnerung, Mahnung und als Zeichen des Dankes für das inzwischen erreichte Miteinander der Konfessionen, die sich jahrhundertelang feindlich gegenüberstanden. „Friede sei ihr erst Geläute!“ dichtet Friedrich Schiller in seinem Lied von der Glocke über die Bestimmung des Glockengeläuts. Frieden in unserer Welt hängt auch von den Glaubenden und von dem Umgang unterschiedlicher Religionen miteinander ab. Darum läuten wir an diesem Feiertag für den Frieden zwischen allen Menschen und hoffen, dass der Ruf gehört wird.
Ihr Christoph Poldrack, Leegebruch
Am 31. Oktober 2017 sollen in allen Gemeinden unseres Kirchenkreises 10.00 Uhr die Glocken läuten, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine Gottesdienste gefeiert werden. Warum dann läuten? – so können Sie fragen.
An diesem Tag begehen wir in Deutschland den 500. Jahrestag des Beginns der Reformation. Was Nichtchristen als interne kirchliche Angelegenheit erscheinen kann, vielleicht sogar als eine, die nur die Evangelischen betrifft, war aber ein Ereignis, das weitreichende gesellschaftliche Umwälzungen mit sich gebracht hat – die meisten nicht einmal beabsichtigt! Unsere deutsche Sprache, die Demokratie, das Bildungssystem mit Schulpflicht für alle, der Wert der Toleranz, die Achtung vor jedem einzelnen Menschen wurden durch die Reformation auf den Weg gebracht. Was Luther mit 95 Thesen gegen die damalige Praxis, Sündenvergebung gegen Geld zu verkaufen, in Gang setzte, entwickelte schnell eine eigene Dynamik und Umwälzungen in vielen Bereichen, an die Martin Luther zunächst überhaupt nicht gedacht hatte. Die Welt sähe heute sehr viel anders aus, hätte nicht dieser unbekannte Mönch in Wittenberg zur Feder gegriffen und einen eigentlich nur innerkirchlich gedachten Kampf begonnen, der das Handeln der damaligen kirchlichen Autoritäten hinterfragte.
Und das soll der Grund sein, am 31. 10. vormittags die Kirchenglocken zu läuten? Reicht es nicht, zu den Gottesdiensten zu läuten? – Zwingend ist es nicht, mit Geläut an dieses Geschehen vor 500 Jahren zu erinnern. Aber das Läuten ist immer auch ein Ruf, wach zu werden, wachsam zu sein. Und dafür gibt es nach wie vor genügend Grund. Wir läuten nicht aus Triumphgefühl heraus, sondern als Erinnerung, Mahnung und als Zeichen des Dankes für das inzwischen erreichte Miteinander der Konfessionen, die sich jahrhundertelang feindlich gegenüberstanden. „Friede sei ihr erst Geläute!“ dichtet Friedrich Schiller in seinem Lied von der Glocke über die Bestimmung des Glockengeläuts. Frieden in unserer Welt hängt auch von den Glaubenden und von dem Umgang unterschiedlicher Religionen miteinander ab. Darum läuten wir an diesem Feiertag für den Frieden zwischen allen Menschen und hoffen, dass der Ruf gehört wird.
Ihr Christoph Poldrack, Leegebruch