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Lust auf Bibel?
Andacht von Nele Poldrack, Pfarrerin in Leegebruch
„Wenn du am Abend schlafen gehst, so nimm noch etwas aus der Heiligen Schrift mit dir zu Bett, um es … – gleich wie ein Tier – wiederzukäuen und damit sanft einzuschlafen. Es soll aber nicht viel sein, eher ganz wenig…Und wenn du am Morgen aufstehst, sollst du es als den Ertrag des gestrigen Tages vorfinden.“ So schrieb Martin Luther. – Ich mag die Bibel. Ihre Worte sind von gestern. Sie spiegeln das Heute für morgen. Sie sind ein Horizont, der weiter ist als meine eigenen Gedanken. Die Bibel erzählt Geschichten. Von Königen und Kindern, Helden und Halunken, Witwen und Weisen. In ihren Geschichten finde ich meine Geschichte. Die Bibel verbindet mich mit Gott. Ich lerne hören. Auf Gott und auf Menschen. Ich lerne sprechen. Die Bibel hat Worte für meine Sprachlosigkeit. Ich kann mir Worte leihen. Liebe und Lust, Wut und Tod sind ihr täglich Brot. Ich kann den Mund voll nehmen. Die Bibel erzählt von Aufbruch und Verwandlung. Sie sagt mir wer ich bin und wer ich sein könnte. Ein Wegweiser, der die Hindernisse und die Sackgassen kennt. Das Ziel heißt Freiheit. Gott geht voraus. Lesend bleibe ich auf seiner Spur. Mit anderen zusammen wird es noch spannender. Viele Perspektiven verweben sich zu einem vielfarbigen Umhang, der wärmt und erfreut. - Die Bibel ist schwer zu lesen. Vieles ist unverständlich. Ich kaue darauf herum, manches spucke ich wieder aus,ungenießbar. An manchem Worten werde ich knabbern bis ich alt und grau bin (sehr alt und sehr grau). Manches Wort verstehe ich immer wieder neu und anders. Es beginnt von allen Seiten zu leuchten. Die Bibel ist ein unbezahlbarer Schatz – im Gebrauch. – Na, hab ich Ihnen Lust auf Bibel gemacht? Nur Mut! Dank der Reformation sind auch Sie des Lesens kundig. Haben Sie ein gesegnetes Wochenende!
Nele Poldrack
Nele Poldrack