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Gedanken an Opa
Ulrike Limbrecht / Gemeindepädagogin im Löwenberger Land
Opa, erzählst du uns noch einmal die Geschichte aus dem Krieg?
Und Opa erzählte und wir drei Mädchen hörten gespannt zu:
Es war der eiskalte Winter im letzten Kriegsjahr 1945.
Opa war Soldat in Russland und am Fluss Dnjepr. Und er hatte ein Pferd. Die Wärme seines Pferdes, sagte er, rettete ihm sein Leben.
Gerettet hat ihn aber noch etwas: Mein Opa war allein unterwegs, seine Kameraden wurden im Laufe der vielen Schlachten immer weniger. Viele Tote lagen in Schützengräben. Plötzlich stand der Feind, ein russischer Soldat direkt vor meinem Großvater. Auch er war allein. Beide zogen gleichzeitig die Waffen und zielten aufeinander. Lange standen sie so da und blickten sich an. Nach einer Weile legten beide die Waffen nieder. Der russische Soldat lud meinen Opa zu sich nach Hause ein. Dort wurde er von seiner Familie erst zurückhaltend und dann doch herzlich empfangen. Gemeinsam saßen sie in einer warmen Stube und mein Großvater bekam eine gute Mahlzeit. Wenn dieses Geschehen an die Öffentlichkeit gekommen wäre, dann wäre es wohl für alle Beteiligten böse ausgegangen. Aber es kam nicht raus. Für mich ist diese erlebte Geschichte meines nun schon seit vielen Jahren verstorbenen Opas und des russischen Soldaten die Friedensgeschichte überhaupt.
Meinen Kindern und auch meinen Christenlehrekindern
habe ich sie schon oft und gern erzählen müssen. Wir wissen nicht, was in den Köpfen der beiden feindlichen Soldaten vor sich ging, doch ihre Gedanken könnten sich um die Sinnlosigkeit des Krieges, Achtung vor des anderen Leben, und um die Würde des Menschseins überhaupt gekreist haben. Die meisten Soldaten schießen aus Angst und nicht aus Hass, heißt es. Opa und der russische Soldat hatten sicherlich Todesangst, im langen Blickkontakt konnten sie diese Furcht sicherlich spüren.
Doch die Angst voreinander besiegten sie, indem beide die Waffen niederlegten. Im Krieg wird zu allererst die Menschlichkeit zu Grabe getragen, doch hier feierte das Leben und die Nächstenliebe ihren Triumph. Den Krieg haben beide mit Füßen getreten. Opa,
danke für deine erzählte, erlebte Mutmachgeschichte zum Frieden!
Ulrike Limbrecht / Gemeindepädagogin im Löwenberger Land
Und Opa erzählte und wir drei Mädchen hörten gespannt zu:
Es war der eiskalte Winter im letzten Kriegsjahr 1945.
Opa war Soldat in Russland und am Fluss Dnjepr. Und er hatte ein Pferd. Die Wärme seines Pferdes, sagte er, rettete ihm sein Leben.
Gerettet hat ihn aber noch etwas: Mein Opa war allein unterwegs, seine Kameraden wurden im Laufe der vielen Schlachten immer weniger. Viele Tote lagen in Schützengräben. Plötzlich stand der Feind, ein russischer Soldat direkt vor meinem Großvater. Auch er war allein. Beide zogen gleichzeitig die Waffen und zielten aufeinander. Lange standen sie so da und blickten sich an. Nach einer Weile legten beide die Waffen nieder. Der russische Soldat lud meinen Opa zu sich nach Hause ein. Dort wurde er von seiner Familie erst zurückhaltend und dann doch herzlich empfangen. Gemeinsam saßen sie in einer warmen Stube und mein Großvater bekam eine gute Mahlzeit. Wenn dieses Geschehen an die Öffentlichkeit gekommen wäre, dann wäre es wohl für alle Beteiligten böse ausgegangen. Aber es kam nicht raus. Für mich ist diese erlebte Geschichte meines nun schon seit vielen Jahren verstorbenen Opas und des russischen Soldaten die Friedensgeschichte überhaupt.
Meinen Kindern und auch meinen Christenlehrekindern
habe ich sie schon oft und gern erzählen müssen. Wir wissen nicht, was in den Köpfen der beiden feindlichen Soldaten vor sich ging, doch ihre Gedanken könnten sich um die Sinnlosigkeit des Krieges, Achtung vor des anderen Leben, und um die Würde des Menschseins überhaupt gekreist haben. Die meisten Soldaten schießen aus Angst und nicht aus Hass, heißt es. Opa und der russische Soldat hatten sicherlich Todesangst, im langen Blickkontakt konnten sie diese Furcht sicherlich spüren.
Doch die Angst voreinander besiegten sie, indem beide die Waffen niederlegten. Im Krieg wird zu allererst die Menschlichkeit zu Grabe getragen, doch hier feierte das Leben und die Nächstenliebe ihren Triumph. Den Krieg haben beide mit Füßen getreten. Opa,
danke für deine erzählte, erlebte Mutmachgeschichte zum Frieden!
Ulrike Limbrecht / Gemeindepädagogin im Löwenberger Land