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Jesus hungert
Andacht von Nele Poldrack, Pfarrerin in Leegebruch und Krankenhausseelsorgerin in Sommerfeld
Mit dem November kommen die Gedanken an den Tod näher. Die Blätter fallen, die Tage werden dunkel und kalt, und der Tod scheint mit seinem kalten Hauch dicht an uns vorbeizuwehen. Schauen wir in die Bibelexte, die uns in diesen Tagen ans Herz gelegt werden, so sind sie eindringlich und mahnend. “ Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug leben.“, betet der Beter des 90. Psalms. Klug leben, was heißt das? Für mich heißt das zuerst: bewusst leben. Bewusst entscheiden: wie möchte ich leben und was möchte ich mit meiner Lebenszeit tun? Was ist überflüssig, unwichtig oder mir von anderen aufgedrückt? Kriterium dafür ist mir was Jesu sagt und wie er gelebt hat. Da lese ich, am Ende der Zeit wird es eine Gerichtsverhandlung geben, bei der Jesus, auf dem Stuhl des Richters, uns präsentiert, wie wir gelebt haben. Die Kriterien sind erschreckend und hilfreich, klar und genau. „Ich war hungrig und durstig und Ihr habt mir zu essen und zu trinken gegeben, ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen, Ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben, ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ Die Leute verstehen das erst nicht. Jesus muss noch deutlicher werden. Er sagt: „was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Der Hungrige, die Obdachlose, der Geflüchtete, die Kranke sollen Jesus sein? Damals wie heute ist das eine Herausforderung für uns.“Ja, aber ich kann nicht jedem Hungrigen zu essen geben“. - Nein, aber du kannst ein paar Leuten helfen. Du kannst denen helfen, die helfen - weltweit. Die Spendenorganisation der evangelischen Kirche „Brot für die Welt“ kauft für unser Geld nicht Brot, sondern sorgt dafür, dass Menschen Land bekommen oder Wasser, um selbst für ihr Brot sorgen zu können. Du kannst auch hier bei uns Leuten schon mit einem Euro weiter helfen. Das tut nicht weh, und vielleicht hilft es. Du kannst und sollst auch politisch versuchen, den Reichtum gerechter zu verteilen. Wir können viel tun. Was wir nicht tun können: Die Welt retten. Wir Christen können das getrost Gott überlassen. Wichtig ist nur, dass wir unseren kleinen Teil dazu tun. Denn danach werden wir gefragt. Nicht Angst machen soll die Rede vom Gericht, sondern sie hilft uns, dass wir uns aus“richten“ können auf Gott, auf ein erfülltes sinnvolles Leben, solange wir es haben. Das heißt für mich klug zu leben.
Haben Sie ein gutes Wochenende! Nele Poldrack
Haben Sie ein gutes Wochenende! Nele Poldrack