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Glaubensstärkend
Andacht von Ruth-Barbara Schlenker, Pfarrerin in Grüneberg
"Gemeinsam Denkmale erhalten", so lautete das Motto des Tags des offenen Denkmals am vergan-genen Sonntag. Jedes Jahr richtet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz diesen Tag mit vielen gu-ten Anregungen wie zum Beispiel der Vorgabe der Themen aus. In den vergangenen Jahren habe ich die Themen in meinen Gemeinden aufgegriffen und Gäste auf Rundreisen durch Kirchen ge-führt. Einmal betrachteten wir die Gotteshäuser auf die Beteiligung der verschiedenen Gewerke und Bautechniken hin zum Tagesthema Handwerk, Technik, Industrie, in einem anderen Jahr lenk-ten wir zum Thema Farbe den Blick auf die farblichen Fassungen der Ausstattungsstücke, auch auf liturgische Kirchenjahresfarben im Kirchenraum. In einem anderen Jahr stand das Thema Holz an und wir betrachteten die Verwendung verschiedener Holzarten und auch die Aktivitäten des Holzwurms. In einem Jahr suchten wir Kirchen auf, die im 19. Jahrhundert im Stil des Historismus gebaut worden waren, weil es das Thema vorgab. Und so wird man dank der Themenvorgaben im-mer wieder angeregt, mit einem anderem Blick auf die Dinge zu schauen, die einem vertraut schei-nen.
Immer fasziniert mich, mit welcher Konsequenz Architekten, Künstler, Künstlerinnen und Hand-werker Ideen entlang von Glaubensinhalten entwickelten: Durch drei Ostfenster flutet morgens die aufgehende Sonne als Zeichen der Auferstehung Christi zu Ostern in den Kirchenraum, gegenüber durch den Westeingang betritt die Gemeinde die Szenerie. Sie kommt symbolisch aus der dunklen Welt und schreitet dem göttlichen Licht entgegen. Der Altar steht meist erhöht, was diese Bewe-gung noch unterstreicht. Ein anderes Beispiel: Manche Altäre zieren das Gottesauge in einem Dreieck. Das Dreieck steht ebenfalss sinnbildlich für das Göttliche, nämlich Gott als Vater, Sohn und als heilige Geistkraft, wohingegen das Viereck wiederum die Welt in den vier Himmelsrichtungen und in den vier Elementen symbolisiert, der Kreis in Gestalt einer Sonne zum Beispiel steht für Gott selbst.
So erschließen sich viele Ausmalungen in unseren Kirchen von selbst, wenn man sich mit Symbolik beschäftigt und schon etwas biblische Geschichte kennt. Dies alles ist übrigens unsere Kultur, deutsche Kultur, Kultur des christlichen Abendlandes. Bevor wir Angst vor Überfremdung dieser Kultur haben, sollten wir uns erst einmal in unserer etwas besser auskennen, denke ich. Ge-meinsam Denkmale erhalten heißt also als allererstes, dass wir Interesse für unsere Kirchenbauten entwickeln und ihre Symbole und Kunstausstattung zu deuten lernen. Das gehört zunächst zur Allgemeinbildung in unserem Land.
Erst danach möchte ich darüber nachdenken, was der Tag des offenen Denkmals in mir als gläubigem Menschen anstoßen kann. So möchte ich erzählen, was ich erlebte. Morgens habe ich einen Gottesdienst in Linde gehalten. Dort versammelte sich die Ge-meinde in der Friedhofskapelle. Das große Bethaus im Dorf hat sie vor Jahren in andere Hände ge-geben, weil sie mit der Erhaltung des interessanten Fachwerkbaues überfordert war. Es wird gesungen, gebetet, es wird das Haus gemeinschaftlich benutzt, was immer die beste Methode der Gebäudeerhaltung ist. Einige gehen danach direkt in die „Kulturkirche“ ein paar Meter weiter, um dem historischen Vortrag zum Tagesthema zu lauschen.
Mich zieht es weiter, möchte ich doch einige offene Kirchen der Region ansteuern. Als erstes fahre ich nach Bergsdorf, das zum Sprengel Zehdenick gehört. Ich betrete einen gepflegten hellen Raum in der ortsüblichen Feldsteinkirche mit mächtigem Westturm. Mir fallen Steingrabplatten im Altarbereich auf. Ob die Toten hier im Kirchenraum begraben wurden?
Das nächste Ziel ist Kraatz im Sprengel Gutengermendorf. Hier wurde ein Denkmal – das Mausoleum für die Pfarrfamilie Snethlage - beispielhaft und gemeinsam von der Kirchengemeinde und der Jugendbauhütte Brandenburg in beeindruckender Weise erhalten.
Das nächste Ziel ist die Kirche in Blumenow, Sprengel Tornow. Auch dies ein imposanter Bau mit einer prächtigen barocken Ausstattung. Hier ist noch ein evangelischer Beichtstuhl zu bestaunen, an der Tür der Bittruf „Herr, sei mir Sünder gnädig“. Übrigens führt auch der Weg des Pfarrers auf die Kanzel durch diesen Bußraum, was das wohl bedeuten mag? Die Kirche hat neue Dächer und innen einen neuen Anstrich, nun bedarf es wiederum eines beträchtlichen Etats, um auch die barocken, sehr desolaten Holzeinbauten zu restaurieren. Auch das wird nur im Zusammenspiel verschiedener Kräfte zu stemmen sein.
Zum Ende meiner Rundreise lande ich an der Kaffeetafel beim Gemeindefest in Bredereiche, die eine gemütliche Fachwerkkirche besitzt. Darin hängen Schiffe mit vielen bunten Bändern, eine lokale Besonderheit im Schifferdorf. Noch ein bisschen freundlichen Gemeindekontakt, eine kräftige Rostwurst, und dann trete ich den Heimweg an.
Ja, es war ein Sonntag mit vielen glaubensstärkenden Eindrücken, die mir Gemälde, Symbole, Farben, Architekturen und nicht zuletzt Menschen vermittelt haben. Wie gut, wir dürfen an eine Macht glauben, die größer ist als alle menschliche Vernunft und aller Kleinglaube, wir dürfen einer österlichen Kraft ver-trauen, die stärker ist als der Tod, wir dürfen wunderschöne Kultur und jahrhundertealte Kunst genießen, die genau davon erzählen! Lassen Sie sich herzlich grüßen mit dem Wochenspruch aus dem 1. Johannesbrief 5 Vers 4: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Wie wahr! In diesem Sinne Ihnen eine gute Woche - Pastorin Ruth-Barbara Schlenker aus Grüneberg
Immer fasziniert mich, mit welcher Konsequenz Architekten, Künstler, Künstlerinnen und Hand-werker Ideen entlang von Glaubensinhalten entwickelten: Durch drei Ostfenster flutet morgens die aufgehende Sonne als Zeichen der Auferstehung Christi zu Ostern in den Kirchenraum, gegenüber durch den Westeingang betritt die Gemeinde die Szenerie. Sie kommt symbolisch aus der dunklen Welt und schreitet dem göttlichen Licht entgegen. Der Altar steht meist erhöht, was diese Bewe-gung noch unterstreicht. Ein anderes Beispiel: Manche Altäre zieren das Gottesauge in einem Dreieck. Das Dreieck steht ebenfalss sinnbildlich für das Göttliche, nämlich Gott als Vater, Sohn und als heilige Geistkraft, wohingegen das Viereck wiederum die Welt in den vier Himmelsrichtungen und in den vier Elementen symbolisiert, der Kreis in Gestalt einer Sonne zum Beispiel steht für Gott selbst.
So erschließen sich viele Ausmalungen in unseren Kirchen von selbst, wenn man sich mit Symbolik beschäftigt und schon etwas biblische Geschichte kennt. Dies alles ist übrigens unsere Kultur, deutsche Kultur, Kultur des christlichen Abendlandes. Bevor wir Angst vor Überfremdung dieser Kultur haben, sollten wir uns erst einmal in unserer etwas besser auskennen, denke ich. Ge-meinsam Denkmale erhalten heißt also als allererstes, dass wir Interesse für unsere Kirchenbauten entwickeln und ihre Symbole und Kunstausstattung zu deuten lernen. Das gehört zunächst zur Allgemeinbildung in unserem Land.
Erst danach möchte ich darüber nachdenken, was der Tag des offenen Denkmals in mir als gläubigem Menschen anstoßen kann. So möchte ich erzählen, was ich erlebte. Morgens habe ich einen Gottesdienst in Linde gehalten. Dort versammelte sich die Ge-meinde in der Friedhofskapelle. Das große Bethaus im Dorf hat sie vor Jahren in andere Hände ge-geben, weil sie mit der Erhaltung des interessanten Fachwerkbaues überfordert war. Es wird gesungen, gebetet, es wird das Haus gemeinschaftlich benutzt, was immer die beste Methode der Gebäudeerhaltung ist. Einige gehen danach direkt in die „Kulturkirche“ ein paar Meter weiter, um dem historischen Vortrag zum Tagesthema zu lauschen.
Mich zieht es weiter, möchte ich doch einige offene Kirchen der Region ansteuern. Als erstes fahre ich nach Bergsdorf, das zum Sprengel Zehdenick gehört. Ich betrete einen gepflegten hellen Raum in der ortsüblichen Feldsteinkirche mit mächtigem Westturm. Mir fallen Steingrabplatten im Altarbereich auf. Ob die Toten hier im Kirchenraum begraben wurden?
Das nächste Ziel ist Kraatz im Sprengel Gutengermendorf. Hier wurde ein Denkmal – das Mausoleum für die Pfarrfamilie Snethlage - beispielhaft und gemeinsam von der Kirchengemeinde und der Jugendbauhütte Brandenburg in beeindruckender Weise erhalten.
Das nächste Ziel ist die Kirche in Blumenow, Sprengel Tornow. Auch dies ein imposanter Bau mit einer prächtigen barocken Ausstattung. Hier ist noch ein evangelischer Beichtstuhl zu bestaunen, an der Tür der Bittruf „Herr, sei mir Sünder gnädig“. Übrigens führt auch der Weg des Pfarrers auf die Kanzel durch diesen Bußraum, was das wohl bedeuten mag? Die Kirche hat neue Dächer und innen einen neuen Anstrich, nun bedarf es wiederum eines beträchtlichen Etats, um auch die barocken, sehr desolaten Holzeinbauten zu restaurieren. Auch das wird nur im Zusammenspiel verschiedener Kräfte zu stemmen sein.
Zum Ende meiner Rundreise lande ich an der Kaffeetafel beim Gemeindefest in Bredereiche, die eine gemütliche Fachwerkkirche besitzt. Darin hängen Schiffe mit vielen bunten Bändern, eine lokale Besonderheit im Schifferdorf. Noch ein bisschen freundlichen Gemeindekontakt, eine kräftige Rostwurst, und dann trete ich den Heimweg an.
Ja, es war ein Sonntag mit vielen glaubensstärkenden Eindrücken, die mir Gemälde, Symbole, Farben, Architekturen und nicht zuletzt Menschen vermittelt haben. Wie gut, wir dürfen an eine Macht glauben, die größer ist als alle menschliche Vernunft und aller Kleinglaube, wir dürfen einer österlichen Kraft ver-trauen, die stärker ist als der Tod, wir dürfen wunderschöne Kultur und jahrhundertealte Kunst genießen, die genau davon erzählen! Lassen Sie sich herzlich grüßen mit dem Wochenspruch aus dem 1. Johannesbrief 5 Vers 4: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Wie wahr! In diesem Sinne Ihnen eine gute Woche - Pastorin Ruth-Barbara Schlenker aus Grüneberg