
Foto: M.Wolf
Bildrechte: M.Wolf
Von Schafen und Hirten
Andacht von Eckhart Friedrich Altemüller, Pfarrer in Fürstenberg/H.
Haben Sie sich schon einmal verlaufen?
Oder so richtig verrannt in einer Sache?
Kommt vor. Es kommt auch vor, dass wir jemandem mal so richtig auf den Leim gegangen sind, weil er oder sie uns an der Nase herumgeführt haben. Wir haben uns etwa ausgenutzt gefühlt oder haben uns durch bestimmte Informationen täuschen lassen..
Als Kinder haben wir in der Schule Fabeln gelesen und dabei gelernt, dass diese lustigen und kuriosen Geschichten oft sehr ernst gemeint sind, weil die handelnden Tiere eigentlich nur verkleidete Menschen sind. Die Fabel möchte sagen: So geht es bei den Menschen zu. Macht die Augen auf, seht zu, dass ihr daraus Eure Schlüsse ziehen könnt. In manchen Geschichten kommen Tiere und Menschen vor. Das sind dann eher Märchen. Vor allem wenn Tiere und Menschen miteinander reden können. Obwohl dies ja irgendwie auch im echten Leben vorkommen soll.
In der Bibel gibt es auch solche Geschichten. Ich meine mit Tieren und Menschen. Da die Bibel eine kleine Bibliothek mit vielen verschiedenen Büchern ist, verwundert das nicht. So wird in einer Geschichte des Propheten Ezechiel (Kapitel 34) erzählt wie Hirten ihre Schafe ausnutzen, sie als Woll- und Fleischlieferant benutzen, aber die eigentlichen Hirtenaufgaben vernachlässigen, nämlich: Das verwundete Schaf verbinden, das verirrte Schaf zurückholen, das verlorene Schaf suchen und das schwache oder kranke Schaf stärken. Die Geschichte ist eine bittere Anklage an alle, die ihre Verantwortung für andere nicht recht wahrnehmen. Zur Zeit des Propheten Ezechiel auf der Wende vom 7. zum 6.Jhdt vor Christi Geburt ging es um verfehlte Bündnispolitik und wirtschaftliche Ungerechtigkeit des Staates, in dem Ezechiel Bürger war.
Bemerkenswert an dieser Geschichte von Ezechiel über die Hirten, die ihre Schafe malträtiert haben, ist ihr fabelhafter Ausgang. Fabelhaft, weil der Prophet die Vision einer Gemeinschaft entwirft, wo es mit anderen, aber eben darum auch rechten Dingen zugeht. Einer Gemeinschaft, wo die verirrte Herde errettet wird von allen Orten und neu gesammelt wird. Wo es Weide und Auskommen geben wird, das Verwundete verbunden wird und das Schwache gestärkt wird. Angel- und Mittelpunkt dieser neuen Gemeinschaft ist bei Ezechiel Gott. Es ist keine Weltflucht, die den Propheten zu dieser Vision einer anderen Gemeinschaft mit Gott geführt hat, sondern die Erfahrung seines Lebens. Menschen brauchen Visionen und Maßstäbe für ihren Alltag. Dies befähigt sie zur Kritik an den alltäglichen Zuständen, aber auch an ihrem eigenen Verhalten. Daraus kann dann ein respektvolles und verantwortungsvolles Miteinander erwachsen. Denn sonst bliebe ja alles wie vorher.
Es gibt Menschen, die kritisieren ihre neue Gegenwart und erinnern sich gerne an ihre alte Gegenwart zurück. Sie sagen dann: „Früher war (all)es besser“. Eine nostalgische Kritik. Sie verkennt, dass auch „früher“ nicht alles in Ordnung war. Der Prophet Ezechiel lässt nicht locker: Wir sollen uns nach vorne ausrichten. Dieses Vorne hängt mit Gottes Wirken in dieser Welt zusammen. Gott teilt uns seine Gerechtigkeit mit: Dabei werden Schwache gestärkt und Verwundete verbunden. Ich finde dies eine fabelhafte Ansage. Sie ermutigt mich, noch einmal neu hinzuschauen in meinem Alltag: Wo und wie wird Schwaches gestärkt und Verwundetes verbunden? Und wie kann ich dabei Verantwortung übernehmen? Es können viele kleine Schritte sein. Natürlich..
Eckhart Friedrich Altemüller, Pfr in Fürstenberg/H.
Oder so richtig verrannt in einer Sache?
Kommt vor. Es kommt auch vor, dass wir jemandem mal so richtig auf den Leim gegangen sind, weil er oder sie uns an der Nase herumgeführt haben. Wir haben uns etwa ausgenutzt gefühlt oder haben uns durch bestimmte Informationen täuschen lassen..
Als Kinder haben wir in der Schule Fabeln gelesen und dabei gelernt, dass diese lustigen und kuriosen Geschichten oft sehr ernst gemeint sind, weil die handelnden Tiere eigentlich nur verkleidete Menschen sind. Die Fabel möchte sagen: So geht es bei den Menschen zu. Macht die Augen auf, seht zu, dass ihr daraus Eure Schlüsse ziehen könnt. In manchen Geschichten kommen Tiere und Menschen vor. Das sind dann eher Märchen. Vor allem wenn Tiere und Menschen miteinander reden können. Obwohl dies ja irgendwie auch im echten Leben vorkommen soll.
In der Bibel gibt es auch solche Geschichten. Ich meine mit Tieren und Menschen. Da die Bibel eine kleine Bibliothek mit vielen verschiedenen Büchern ist, verwundert das nicht. So wird in einer Geschichte des Propheten Ezechiel (Kapitel 34) erzählt wie Hirten ihre Schafe ausnutzen, sie als Woll- und Fleischlieferant benutzen, aber die eigentlichen Hirtenaufgaben vernachlässigen, nämlich: Das verwundete Schaf verbinden, das verirrte Schaf zurückholen, das verlorene Schaf suchen und das schwache oder kranke Schaf stärken. Die Geschichte ist eine bittere Anklage an alle, die ihre Verantwortung für andere nicht recht wahrnehmen. Zur Zeit des Propheten Ezechiel auf der Wende vom 7. zum 6.Jhdt vor Christi Geburt ging es um verfehlte Bündnispolitik und wirtschaftliche Ungerechtigkeit des Staates, in dem Ezechiel Bürger war.
Bemerkenswert an dieser Geschichte von Ezechiel über die Hirten, die ihre Schafe malträtiert haben, ist ihr fabelhafter Ausgang. Fabelhaft, weil der Prophet die Vision einer Gemeinschaft entwirft, wo es mit anderen, aber eben darum auch rechten Dingen zugeht. Einer Gemeinschaft, wo die verirrte Herde errettet wird von allen Orten und neu gesammelt wird. Wo es Weide und Auskommen geben wird, das Verwundete verbunden wird und das Schwache gestärkt wird. Angel- und Mittelpunkt dieser neuen Gemeinschaft ist bei Ezechiel Gott. Es ist keine Weltflucht, die den Propheten zu dieser Vision einer anderen Gemeinschaft mit Gott geführt hat, sondern die Erfahrung seines Lebens. Menschen brauchen Visionen und Maßstäbe für ihren Alltag. Dies befähigt sie zur Kritik an den alltäglichen Zuständen, aber auch an ihrem eigenen Verhalten. Daraus kann dann ein respektvolles und verantwortungsvolles Miteinander erwachsen. Denn sonst bliebe ja alles wie vorher.
Es gibt Menschen, die kritisieren ihre neue Gegenwart und erinnern sich gerne an ihre alte Gegenwart zurück. Sie sagen dann: „Früher war (all)es besser“. Eine nostalgische Kritik. Sie verkennt, dass auch „früher“ nicht alles in Ordnung war. Der Prophet Ezechiel lässt nicht locker: Wir sollen uns nach vorne ausrichten. Dieses Vorne hängt mit Gottes Wirken in dieser Welt zusammen. Gott teilt uns seine Gerechtigkeit mit: Dabei werden Schwache gestärkt und Verwundete verbunden. Ich finde dies eine fabelhafte Ansage. Sie ermutigt mich, noch einmal neu hinzuschauen in meinem Alltag: Wo und wie wird Schwaches gestärkt und Verwundetes verbunden? Und wie kann ich dabei Verantwortung übernehmen? Es können viele kleine Schritte sein. Natürlich..
Eckhart Friedrich Altemüller, Pfr in Fürstenberg/H.