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Gastfreundschaft
Andacht von Christoph Poldrack Pfarrer in Leegebruch und Velten-Marwitz
Ist Ihre Stimmung gekippt, liebe Leserin, lieber Leser? – Wenn man aktuellen Meinungsumfragen glauben kann, findet die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin nicht mehr die Unterstützung der Mehrheit der Deutschen. Die Stimmung sei im Spätherbst gekippt.
Dass es kein Sonntagsspaziergang sein wird, Hunderttausende Flüchtlinge und Asylbewerber aufzunehmen, unterzubringen und langfristig zu integrieren, das war wohl allen klar, die sich mit diesem Problem befasst haben. Aber müssen wir gleich denken „Das schaffen wir nicht!“, wenn erste Schwierigkeiten entstehen oder wenn sich zeigt, dass auch unter denen, die zu uns kommen, Menschen sind, die sich nicht immer an Recht und Gesetz halten? Das Recht auf Asyl, das in unserem Grundgesetz verankert ist, ist ein zu kostbares Gut, als dass wir es bei entstehenden Problemen schnell in Frage stellen dürften.
Unsere Gastfreundschaft ist gefragt. In den Kirchengemeinden im Südwesten unseres Kirchenkreises schauen wir uns in diesen Wochen in den Gottesdiensten Geschichten der Bibel an, die von Gästen, Gastgebern und Gastfreundschaft handeln. Es ist erstaunlich, wie viele Erzählungen da zu finden sind, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Schon auf den ersten Seiten der Bibel (1. Mose 18) ist die Geschichte zu lesen, wie Unbekannte, Fremde plötzlich vor dem Zelt von Abraham – dem Ahnherrn von Juden, Christen und Muslimen – stehen. Er kommt seiner Pflicht als Gastgeber für müde Wanderer in vorbildlicher Weise nach, umsorgt und bewirtet sie und achtet dabei keineswegs darauf, dass für ihn etwas dabei herausspringt. „Ich kann im Moment helfen und den Fremden, auch wenn sie ungebeten, vielleicht sogar ungelegen kommen, dienen. Ich mache mein Handeln nicht davon abhängig, ob ich von ihnen in einer umgekehrten Situation ebenso behandelt würde.“ So Abrahams Maxime. Erst im Laufe der Geschichte wird für ihn durchschaubar, dass er nichtsahnend Gott als Gast aufgenommen hat, der inkognito zu ihm kam. Das Gespräch hat ihm die Augen geöffnet, wer da seinen exzellenten Service in Anspruch genommen hat.
Die Menschen, die als Flüchtlinge oder Asylbewerber an unsere Tür klopfen, sind nicht Gott. Aber auch für sie gilt, was uns Jesus in einer Beispielgeschichte verdeutlicht: „Was ihr getan habt einem unter den Geringsten meiner Brüder (und Schwestern), das habt ihr mir getan.“ Damit will Jesus uns zeigen, dass Gott sich gerade in denen finden lässt, die unsere Hilfe, unsere Zuwendung und unsere Gastfreundschaft besonders nötig haben. Manchmal begegnet uns Gott in einer Weise, auf die wir nicht vorbereitet sind, die wir nicht erwartet hatten. Niemand kann behaupten, dass mit einem solchen Gedanken im Hinterkopf die Rolle des Gastgebers leichter würde, die anstehenden Aufgaben einfacher oder schneller zu lösen wären. Aber vielleicht können wir mit mehr Mut und einem besseren Gefühl an die Aufgaben gehen, vor die uns die Flüchtlingsproblematik stellt. Und dann können wir uns sagen: Wer gastfreundlich ist, kommt mit Gott ins Gespräch.
Christoph Poldrack
Pfarrer in Leegebruch und Velten-Marwitz
Dass es kein Sonntagsspaziergang sein wird, Hunderttausende Flüchtlinge und Asylbewerber aufzunehmen, unterzubringen und langfristig zu integrieren, das war wohl allen klar, die sich mit diesem Problem befasst haben. Aber müssen wir gleich denken „Das schaffen wir nicht!“, wenn erste Schwierigkeiten entstehen oder wenn sich zeigt, dass auch unter denen, die zu uns kommen, Menschen sind, die sich nicht immer an Recht und Gesetz halten? Das Recht auf Asyl, das in unserem Grundgesetz verankert ist, ist ein zu kostbares Gut, als dass wir es bei entstehenden Problemen schnell in Frage stellen dürften.
Unsere Gastfreundschaft ist gefragt. In den Kirchengemeinden im Südwesten unseres Kirchenkreises schauen wir uns in diesen Wochen in den Gottesdiensten Geschichten der Bibel an, die von Gästen, Gastgebern und Gastfreundschaft handeln. Es ist erstaunlich, wie viele Erzählungen da zu finden sind, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Schon auf den ersten Seiten der Bibel (1. Mose 18) ist die Geschichte zu lesen, wie Unbekannte, Fremde plötzlich vor dem Zelt von Abraham – dem Ahnherrn von Juden, Christen und Muslimen – stehen. Er kommt seiner Pflicht als Gastgeber für müde Wanderer in vorbildlicher Weise nach, umsorgt und bewirtet sie und achtet dabei keineswegs darauf, dass für ihn etwas dabei herausspringt. „Ich kann im Moment helfen und den Fremden, auch wenn sie ungebeten, vielleicht sogar ungelegen kommen, dienen. Ich mache mein Handeln nicht davon abhängig, ob ich von ihnen in einer umgekehrten Situation ebenso behandelt würde.“ So Abrahams Maxime. Erst im Laufe der Geschichte wird für ihn durchschaubar, dass er nichtsahnend Gott als Gast aufgenommen hat, der inkognito zu ihm kam. Das Gespräch hat ihm die Augen geöffnet, wer da seinen exzellenten Service in Anspruch genommen hat.
Die Menschen, die als Flüchtlinge oder Asylbewerber an unsere Tür klopfen, sind nicht Gott. Aber auch für sie gilt, was uns Jesus in einer Beispielgeschichte verdeutlicht: „Was ihr getan habt einem unter den Geringsten meiner Brüder (und Schwestern), das habt ihr mir getan.“ Damit will Jesus uns zeigen, dass Gott sich gerade in denen finden lässt, die unsere Hilfe, unsere Zuwendung und unsere Gastfreundschaft besonders nötig haben. Manchmal begegnet uns Gott in einer Weise, auf die wir nicht vorbereitet sind, die wir nicht erwartet hatten. Niemand kann behaupten, dass mit einem solchen Gedanken im Hinterkopf die Rolle des Gastgebers leichter würde, die anstehenden Aufgaben einfacher oder schneller zu lösen wären. Aber vielleicht können wir mit mehr Mut und einem besseren Gefühl an die Aufgaben gehen, vor die uns die Flüchtlingsproblematik stellt. Und dann können wir uns sagen: Wer gastfreundlich ist, kommt mit Gott ins Gespräch.
Christoph Poldrack
Pfarrer in Leegebruch und Velten-Marwitz