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Hass schadet der Seele ­

02.07.2023 | Hass schadet der Seele ­

Gedanken zum Wochenende von Pfarrerin Nele Poldrack aus Leegebruch | 4. Sonntag nach Trinitatis

Ich liebe Kirchentag. Ein Grund dafür ist die Gesprächskultur bei den öffentlichen Diskussionen. Menschen unterschiedlicher Meinungen streiten auf faire Weise miteinander. „Christen streiten nicht“ ist ein verbreiteter Irrtum unter Christen, ein falsch verstandenes „wir wollen doch Frieden“. Dagegen: Christen müssen streiten um des lieben Friedens willen, um der Wahrheit Gottes willen. Nur im Streit, im Austausch über die je eigenen begrenzten Erkenntnisse und im Einander-Zuhören kommen wir Gott und der Botschaft Jesu näher. Auf Augenhöhe. Hinterher kann man sich in die Augen sehen, die Hand geben und alle haben dazu gelernt.

Erschüttert hat mich, dass der Prediger Quinton Ceasar nach seiner Predigt auf dem Schlussgottesdienst des Kirchentages von Christen, grade von Christen!, angefeindet und mit Hassbotschaften überhäuft wurde. Natürlich ist es streitbar zu sagen: „Gott ist queer“ oder: „Wir haben in der Kirche keine sicheren Orte“. Aber genau das wollte er ja: Dass darüber diskutiert wird.

Hass aber – in alter Wortbedeutung „sich auf jemanden stürzen“ - ist Gewalt. „Hass schadet der Seele“, ein Motto der Evangelischen Kirche in Deutschland. Wenn Jesus sagt: „Liebt eure Feinde“, dann meint er genau eine Gesprächskultur, die die vermeintlichen „Feinde“ als Gegenüber akzeptiert, ihre Meinung hört und mit Argumenten streitet. Hass dagegen macht krank und schadet der Seele – beider Seiten.

erstellt von Stefan Determann am 30.06.2023, zuletzt bearbeitet am 05.07.2024
veröffentlicht unter: Andachten 2023

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