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Pfarrerin Christine Rosin aus Herzfelde (Templin)

Wer fängt an, wer trägt die Last?

27. Juni 2021 | 4. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Pfarrerin Christine Rosin aus Herzfelde (Templin)

Ein Sommertag. Sonne, die bis ganz innen wärmt. Reife Kornfelder im blendenden Licht. Wir fahren auf dem Feldweg nebeneinander, die Fahrräder bepackt mit Picknick und Hängematte, eine Hand am Lenker, die andere dem anderen gereicht. Und wir ziehen einander nach vorne, abwechselnd, erst die eine, dann der andere, schwingen uns weiter, lassen einander lossausen, und fangen uns wieder ein, beflügeln einander und leben im Geben.

„Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“, sagt Paulus im Galaterbrief, in dem Vers, der als Wochenspruch über der neuen Woche steht. „Einer trage des anderen Last“, sagt Paulus. „Gebt, so wird euch gegeben“, sagt Lukas. Es ist ein Hin und Her, ein Geben und Nehmen, bei Paulus wie bei Lukas. Beide erklären, wie das geht zwischen Menschen, wenn es gut werden soll, wenn Frieden werden soll: Es geht immer abwechselnd, hin und her, vom einen zum anderen, immer weiter, immer im Wechsel, immer nach vorne. Doch wie fängt es an? Wer beginnt denn mit dem Tragen? Wer gibt zuerst? Wenn Lukas und Paulus dies gefragt würden, würden beide gleichzeitig antworten: „Ich fange an.“

Selber den Anfang machen. Darauf kommt es an. Von sich aus Hilfe anbieten, aus Überzeugung friedfertig handeln, einseitig abrüsten, das ist gefragt. Eine Seite muss aufhören zu beschuldigen und anfangen zu vergeben, damit neuer Frieden werden kann. Und mit solchen Anfängen kommt neuer Schwung, der viele mitzieht, wie wenn auf der Radtour jemand anspornt und von hinten Anschub gibt, damit alle den Berg schaffen, die alleine nicht die Kraft hätten.
erstellt von Stefan Determann am 25.06.2021, zuletzt bearbeitet am 14.01.2022
veröffentlicht unter: Andachten-2021

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