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Pfarrer Friedemann Humburg aus Oranienburg

Gott gibt uns Kraft in Zeiten der Angst

21.03.2021 | Gedanken zum Wochenende von Pfarrer Friedemann Humburg aus Oranienburg zum Sonntag Judika

Ich weiß ja, eine solche Einstellung ist natürlich auch fragwürdig, aber ich kann es manchmal nicht mehr hören! Ich will es auch manchmal nicht mehr hören! Corona Zahlen hier und da, Inzidenzen hier und da, jeden Tag neue Zahlen. Keine Nachrichtensendung mehr ohne Experten, die mir Tag für Tag neue und ganz unterschiedliche Informationen vermitteln, die mich ganz durcheinanderbringen.

Wem soll ich glauben? Was soll ich glauben? Der eine Impfstoff ist gut und ungefährlich sagen die einen. Die anderen warnen dringend vor seiner Verwendung. Lebensgefahr! Jetzt auch noch, nach Wochen der Entspannung der erneute Anstieg der Zahlen infizierter Menschen. Mutationen machen sich breit. Alle sind in besonderer Weise gefährdet. Auch diejenigen, die sich bis dato in Sicherheit gewogen haben.

Manchmal möchte ich die Zeitung gar nicht mehr aufschlagen. Manchmal möchte ich gar keine Nachrichtensendung mehr sehen. Will in Ruhe gelassen werden mit all dem, was um mich geschieht. Und so sitze ich jetzt hier und denke darüber nach, was es denn ist, was mich an der ganzen Sache so nervt? Und ich spüre schon ganz tief in mir, dass es nicht allein die nachrichtliche Überfrachtung ist, sondern eine tief in mir sitzende Angst. Was ist, wenn´s mich auch erwischt? Werde ich zu denjenigen gehören, die mit einem leichten Verlauf davonkommen oder werde ich im Fall der Fälle zu denen gehören, die auch um ihr Leben ringen müssen? Denn ich kennen sie auch, Menschen, die es nicht geschafft haben. Ich weiß ihre Namen und möchte nicht, dass meiner mit dazugehört.

Ich glaube, dass unsere gegenwärtige Zeit eine Angst Zeit ist. Menschen haben Angst vor dieser Krankheit. Menschen haben Angst vor dem Zerbruch ihrer Lebensträume, wenn ihre Geschäfte weiter geschlossen bleiben müssen. Andere haben Angst vor der Rückkehr des Mannes und Lebenspartners, weil er sich in den letzten Monaten sehr verändert hat, so dass seine Aggressivität kaum noch zu ertragen ist. Menschen haben Angst vor dem Abbruch von Beziehungen. Wir haben Angst davor, was die Pandemie mit der Zukunft unserer Kinder macht. Und in all dem können und dürfen wir uns nicht gegenseitig besuchen, einander trösten, nah beieinander sein.

Im 2. Timotheusbrief wurde Menschen in Angst zugesagt und versprochen: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Gott will und wird uns in Angst Zeiten Kraft, Liebe und Besonnenheit schenken als Hilfsmittel gegen die Angst. Wenn die Angst in mir groß und unerträglich wird, die Kraft zu spüren, gehalten und getragen zu werden. Liebe untereinander zu spüren, auch in und mit allen Abständen. Mit einem Brief, einem Telefonat oder wie auch immer. Unserer Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Und mit einer Besonnenheit, die meinen Blick schärft, mich nicht in die Irre treibt, mich nicht irre macht und mir Vernunft verleiht, die Kräfte zum besonnenen Handeln freisetzt. „Liebe, Kraft und Besonnenheit“ können sich auch ausdrücken in meinem Gebet für andere Menschen, die das möglicherweise im Augenblick nicht mehr selbst können.

Ich kann, will und werde Gott darum bitten, dass diese Menschen sein wunderbares Geschenk in diesen Tagen spüren können, sein Geschenk der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit. Damit lassen sich diese Angst Zeiten einigermaßen gut aushalten, natürlich in der damit verbundenen Hoffnung, sie mögen sich schnell wieder zum guten wenden. Ich nehme alle Ängste von Menschen, wie auch meine eigenen wahr und ernst, genau so ernst wie die Hoffnung und den Ausblick auf das Geschenk der Liebe Gottes, seiner Kraft zu tragen meines Lebens und alle Besonnenheit, die mir Frieden und Ausgleich schenken.

Mit dieser Hoffnung, mit diesem Ausblick wünsche ich Ihnen allen ein gutes, gesegnetes und befreites Wochenende.
Ihr Pfarrer Friedemann Humburg
erstellt von Stefan Determann am 19.03.2021, zuletzt bearbeitet am 14.01.2022
veröffentlicht unter: Andachten-2021

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