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(auf)gerufen

(auf)gerufen

19. Juli 2020 | 6. Sonntag nach Trinitatis | Gedanken zum Wochenende von Pfarrerin Christine Gebert aus Herzberg (Mark)

„Andrea!“, „Lena Marie!“, „Abdel!“, „Michael!“ oder wie auch immer wir heißen: Es gibt diesen einen Tonfall, mit dem unsere Eltern in recht ernster Weise unseren Namen ausgesprochen oder gar gerufen haben. Wenn es besonders ernst war, kam sogar der Nachname dazu. Dann wussten wir, dass es jetzt recht ungemütlich werden könnte.
Wann werden wir mit unserem ganzen Namen gerufen? Angesprochen? Mir fallen Arztpraxen ein, Bewerbungsgespräche oder auch Prüfungen. Im Flughafen werden wir zwar nicht im Tonfall unserer Eltern ausgerufen, aber mit unserem ganzen Namen sind wir dann schon als die bekannt, die spät dran sind. Im Kino, im Restaurant oder im Theater rief bislang niemand mit meinem Namen nach mir.

Gott spricht: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Entweder weiß Gott, dass wir uns schon etwas fürchten, wenn unser ganzer Name gerufen wird, denn in der Regel erwartet uns dann nicht unbedingt ein großes Vergnügen oder – und davon gehe ich aus – wenn Gott unseren Namen ruft, muss das ganz anders klingen, als wir es kennen und es muss etwas ganz anderes bedeuten: Das Gegenteil tritt ein. Es gibt nichts zu befürchten, keine Untersuchung, keine Bewertung, keine Hast. Wenn Gott uns bei unserem Namen ruft, ist es vielmehr so, dass wir einen ganz anderen Blick auf uns selbst erhalten. „Sich einen Namen machen“ – das müssen wir hier nicht. Wir erhalten einen Namen. Wenn Gott unseren Namen ruft, hören wir, wer wir sind und wo unser Ort ist: Erlöste und Gesegnete an der Seite Gottes. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diesen so ganz anderen Ruf Ihres Namens in der kommenden Zeit erleben können – in einem achtsamen Moment, in einem Gebet oder auch ganz unerwartet.
erstellt von Stefan Determann am 17.07.2020, zuletzt bearbeitet am 08.01.2021
veröffentlicht unter: Andachten 2020

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