
Foto: Aus dem Kirchenarchiv:
70 Jahre Adventskirche Neuglobsow – Festgottesdienst am 23.7., 15 Uhr
Am 20.Juli dieses Jahres wird die Adventskirche in Neuglobsow 70 Jahre alt, erbaut aus den alten Steinen einer Stallscheune, die am selben Ort stand, und mit Steinen, die vom Abbruch einer Feldsteinmauer und des ehemaligen Gutshauses stammten. Vorangegangen war eine lange Bau-und Planungsgeschichte, die bereits 1909 begann und durch die beiden Weltkriege und daraus folgende wirtschaftliche Nöte unterbrochen und erheblich gestört wurde.
Bevor die wirtschaftlichen Nöte in ganz Deutschland 1932 zu einem behördlichen Baustopp für die Kirche führten, waren 1931 die Baupläne schon sehr weit gediehen. Es gab zwei leicht variierende Pläne, die einen imposanten Kirchturm vorsahen. Der Zweite Weltkrieg führte dazu, dass es durch die in Neuglobsow angekommenen Flüchtlinge einen viel größeren Bedarf für ein eigenes Gotteshaus gab.
Als Pfarrer Schellig 1947 seinen Dienst begann, war in Neuglobsow die kirchliche Arbeit über das ganze Dorf verteilt: Im Fontanehaus fanden im großen Saal Konfirmationen und Chorproben statt, im kleinen Saal traf sich die Ev. Frauenhilfe, zur Bibelstunde ging die Gemeinde in das Ev. Altersheim „Am Sonnenhügel“ und das Friesenhaus diente als Sakristei. Die Krippenspiele zu Weihnachten fanden in der „Seeterrasse“ statt – dazu pilgerte sogar die Menzer Jugend nach Neuglobsow – so Pfr. Schellig in seinen Erinnerungen.
So wurden die Baupläne von 1931 ab 1948 wieder aufgenommen und leicht abgewandelt, v.a., was den Kirchturm betraf. Es fügte sich glücklich, dass Frau Else Meyer der Kirche ein Grundstück von 772qm hinter dem ehemaligen Gutshaus schenkte, das noch mit einer Stallscheune bebaut war, vermerkt der GKR am 22.6.51. An diesem Tag ergingen die Aufträge an Architekt Schneider (Menz) für Baupläne und an Herrn Rohrbeck (Neuglobsow) zur Bauausführung. Rohrbeck war bereits 1931 an der Erstellung der Baupläne beteiligt und es war ihm ein besonderes Anliegen, am Ende seiner beruflichen Laufbahn den Kirchbau auszuführen.
Der Bauzustand der Scheune stellte sich als so gut heraus, dass die Kirche auf den alten Grundmauern errichtet werden konnte. Lediglich die beiden Sakristeien und der Altarraum wurden neu gegründet. Bereits am 9.8.1951 konnte der Grundstein gelegt werden. Das Friesenhaus sorgte danach mit gespendetem Essen für ein festliches Mahl.
Pfarrer Schellig erinnert sich:
Bauern halfen mit Fuhren, eine Firma aus Zehdenick verkaufte Bausteine und anderes Material und das Holz kam aus dem Menzer Pfarrforst.
Allerdings war das Bauen durch den Landkreis Ruppin an eine Reihe von Auflagen gebunden: Die Kirche sollte auf einer Grundfläche von 140 qm errichtet werden, 12.000 Mark kosten und ausschließlich mit Mitteln der Ev. Kirchengemeinde ausgeführt werden. Nach Auskunft der Kirchengemeinde waren sämtliche erforderlichen Baustoffe vorhanden. Arbeitskräfte durften lt. Landrat dem Bodenreformbauprogramm nicht entzogen werden und die Bauarbeiten durften nur durch folgende Personen ausgeführt werden:
a) Kirchenmitglieder
b) Arbeitskräfte älter als 65 Jahre
Alle Arbeiten waren durch Freiwillige auszuführen. Baubeginn und Fertigstellung sollten an den Rat des Kreises Ruppin gemeldet werden.
Baustoffe konnten staatlicherseits nicht zugeteilt werden.
Trotz dieses Bescheides wandte sich der Gemeindekirchenrat am 18.3.1952 für die Aufführung der Mauern unter der Dachkonstruktion an den Landrat des Kreises Ruppin und erbat 5000 Mauersteine. Hier die Antwort vom 21.3.52: Keine Lieferung, weil nicht im Plan (Hauptaufgaben seien der Wiederaufbau Berlins, die Großbauten für die
Schwerindustrie sowie das Bodenreformbauprogramm, diese Programme dienten dem „Kampf um die Einheit unseres Vaterlandes und den Abschluss eines Friedensvertrages“).
Und dennoch: Am 20.Juli 1952 konnte nach nur 11monatiger Bauzeit die Adventskirche Neuglobsow eingeweiht werden! Sie hatte damals 130 Sitzplätze.
Pfarrer Schellig erinnert sich:
„Durch das miterlebte Grauen des 2.Weltkrieges gab ich der Kirche diesen Namen, um die gegenwärtige und zukünftige Gemeinde immer auf den Namen des Herrn Jesus Christus hinzuweisen, der ist und war und kommen wird… Das große farbige Fenster hinter dem Altar (Prof. Menzel, Berlin) stellt den Guten Hirten dar. So hielt ich auch am 20.7.52 die erste Predigt im neuen Gotteshaus über Psalm 23, Vers 1.“
Es spielte ein Posaunenchor aus Neuruppin, viele Pfarrer des Kirchenkreises und Urlauber waren als Gäste gekommen. Mehrere Gottesdienste waren nötig, weil eine
Übertragung nach draußen verboten worden war. Dem Kirchweihtag schloss sich eine Festwoche an.
So wird am 23.Juli 2022 um 15 Uhr sowohl an diesen Kirchweihtag erinnert als auch an die gesamte Baugeschichte unserer Kirche, an das Durchhaltevermögen der Kirchengemeinde, nicht nur in Baufragen, sondern auch durch alle Nöte und Einschränkungen während der DDR-Zeit. Wieder wird ein Posaunenchor spielen – Musikerinnen und Musiker aus dem Menz-Rheinsberger Posaunenchor, ergänzt durch einige Stimmen aus dem Granseer Posaunenchor. Superintendent Simon wird die Festpredigt halten.
Auch die dann 40 Jahre alte Nussbücker-Orgel wird erklingen. Sie wurde zum 30jährigen Kirchenjubiläum 1982 eingeweiht.
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege bescheinigt 2001 der Kirche sowohl städtebauliche als auch künstlerische Bedeutung und fügt an:
„Die Neuglobsower Adventskirche ist ein wertvolles Zeugnis des religiösen Lebens und der Kirchenbaukunst der Nachkriegszeit im Land Brandenburg. Aufgrund geringer finanzieller und materieller Mittel, v.a. aber wegen der kirchenfeindlichen Politik der staatlichen Behörden konnten in der unmittelbaren Nachkriegszeit und den Anfangsjahren der DDR nur wenig vollständig neue Kirchen errichtet werden. Umso bedeutender ist die als stattlicher Massivbau ausgeführte und ansprechend ausgestattete Neuglobsower Adventskirche. Mit ihrer schlichten, konventionellen Gestaltung, vor allem aber der Feldsteinbauweise, steht sie in der Tradition märkischer Dorfkirchen des Mittelalters. Die Adventskirche ist auch ein anschauliches Zeugnis für das trotz Schwierigkeiten rege Gemeindeleben in Neuglobsow sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Heimatverbundenheit der Menschen. Die Adventskirche besitzt aus diesen Gründen geschichtliche Bedeutung.“
Als Pfarrer Schellig 1947 seinen Dienst begann, war in Neuglobsow die kirchliche Arbeit über das ganze Dorf verteilt: Im Fontanehaus fanden im großen Saal Konfirmationen und Chorproben statt, im kleinen Saal traf sich die Ev. Frauenhilfe, zur Bibelstunde ging die Gemeinde in das Ev. Altersheim „Am Sonnenhügel“ und das Friesenhaus diente als Sakristei. Die Krippenspiele zu Weihnachten fanden in der „Seeterrasse“ statt – dazu pilgerte sogar die Menzer Jugend nach Neuglobsow – so Pfr. Schellig in seinen Erinnerungen.
So wurden die Baupläne von 1931 ab 1948 wieder aufgenommen und leicht abgewandelt, v.a., was den Kirchturm betraf. Es fügte sich glücklich, dass Frau Else Meyer der Kirche ein Grundstück von 772qm hinter dem ehemaligen Gutshaus schenkte, das noch mit einer Stallscheune bebaut war, vermerkt der GKR am 22.6.51. An diesem Tag ergingen die Aufträge an Architekt Schneider (Menz) für Baupläne und an Herrn Rohrbeck (Neuglobsow) zur Bauausführung. Rohrbeck war bereits 1931 an der Erstellung der Baupläne beteiligt und es war ihm ein besonderes Anliegen, am Ende seiner beruflichen Laufbahn den Kirchbau auszuführen.
Der Bauzustand der Scheune stellte sich als so gut heraus, dass die Kirche auf den alten Grundmauern errichtet werden konnte. Lediglich die beiden Sakristeien und der Altarraum wurden neu gegründet. Bereits am 9.8.1951 konnte der Grundstein gelegt werden. Das Friesenhaus sorgte danach mit gespendetem Essen für ein festliches Mahl.
Pfarrer Schellig erinnert sich:
Bauern halfen mit Fuhren, eine Firma aus Zehdenick verkaufte Bausteine und anderes Material und das Holz kam aus dem Menzer Pfarrforst.
Allerdings war das Bauen durch den Landkreis Ruppin an eine Reihe von Auflagen gebunden: Die Kirche sollte auf einer Grundfläche von 140 qm errichtet werden, 12.000 Mark kosten und ausschließlich mit Mitteln der Ev. Kirchengemeinde ausgeführt werden. Nach Auskunft der Kirchengemeinde waren sämtliche erforderlichen Baustoffe vorhanden. Arbeitskräfte durften lt. Landrat dem Bodenreformbauprogramm nicht entzogen werden und die Bauarbeiten durften nur durch folgende Personen ausgeführt werden:
a) Kirchenmitglieder
b) Arbeitskräfte älter als 65 Jahre
Alle Arbeiten waren durch Freiwillige auszuführen. Baubeginn und Fertigstellung sollten an den Rat des Kreises Ruppin gemeldet werden.
Baustoffe konnten staatlicherseits nicht zugeteilt werden.
Trotz dieses Bescheides wandte sich der Gemeindekirchenrat am 18.3.1952 für die Aufführung der Mauern unter der Dachkonstruktion an den Landrat des Kreises Ruppin und erbat 5000 Mauersteine. Hier die Antwort vom 21.3.52: Keine Lieferung, weil nicht im Plan (Hauptaufgaben seien der Wiederaufbau Berlins, die Großbauten für die
Schwerindustrie sowie das Bodenreformbauprogramm, diese Programme dienten dem „Kampf um die Einheit unseres Vaterlandes und den Abschluss eines Friedensvertrages“).
Und dennoch: Am 20.Juli 1952 konnte nach nur 11monatiger Bauzeit die Adventskirche Neuglobsow eingeweiht werden! Sie hatte damals 130 Sitzplätze.
Pfarrer Schellig erinnert sich:
„Durch das miterlebte Grauen des 2.Weltkrieges gab ich der Kirche diesen Namen, um die gegenwärtige und zukünftige Gemeinde immer auf den Namen des Herrn Jesus Christus hinzuweisen, der ist und war und kommen wird… Das große farbige Fenster hinter dem Altar (Prof. Menzel, Berlin) stellt den Guten Hirten dar. So hielt ich auch am 20.7.52 die erste Predigt im neuen Gotteshaus über Psalm 23, Vers 1.“
Es spielte ein Posaunenchor aus Neuruppin, viele Pfarrer des Kirchenkreises und Urlauber waren als Gäste gekommen. Mehrere Gottesdienste waren nötig, weil eine
Übertragung nach draußen verboten worden war. Dem Kirchweihtag schloss sich eine Festwoche an.
So wird am 23.Juli 2022 um 15 Uhr sowohl an diesen Kirchweihtag erinnert als auch an die gesamte Baugeschichte unserer Kirche, an das Durchhaltevermögen der Kirchengemeinde, nicht nur in Baufragen, sondern auch durch alle Nöte und Einschränkungen während der DDR-Zeit. Wieder wird ein Posaunenchor spielen – Musikerinnen und Musiker aus dem Menz-Rheinsberger Posaunenchor, ergänzt durch einige Stimmen aus dem Granseer Posaunenchor. Superintendent Simon wird die Festpredigt halten.
Auch die dann 40 Jahre alte Nussbücker-Orgel wird erklingen. Sie wurde zum 30jährigen Kirchenjubiläum 1982 eingeweiht.
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege bescheinigt 2001 der Kirche sowohl städtebauliche als auch künstlerische Bedeutung und fügt an:
„Die Neuglobsower Adventskirche ist ein wertvolles Zeugnis des religiösen Lebens und der Kirchenbaukunst der Nachkriegszeit im Land Brandenburg. Aufgrund geringer finanzieller und materieller Mittel, v.a. aber wegen der kirchenfeindlichen Politik der staatlichen Behörden konnten in der unmittelbaren Nachkriegszeit und den Anfangsjahren der DDR nur wenig vollständig neue Kirchen errichtet werden. Umso bedeutender ist die als stattlicher Massivbau ausgeführte und ansprechend ausgestattete Neuglobsower Adventskirche. Mit ihrer schlichten, konventionellen Gestaltung, vor allem aber der Feldsteinbauweise, steht sie in der Tradition märkischer Dorfkirchen des Mittelalters. Die Adventskirche ist auch ein anschauliches Zeugnis für das trotz Schwierigkeiten rege Gemeindeleben in Neuglobsow sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Heimatverbundenheit der Menschen. Die Adventskirche besitzt aus diesen Gründen geschichtliche Bedeutung.“