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Faszinierend und beunruhigend zugleich
Ein Bericht aus der Gransee-Zeitung von Sabine Slatosch
Menz (sla) In einer Zeit voller Missverständnisse und Irritationen, Vorurteile und Ängste gegenüber dem Islam versuchte Pfarrer Mathias Wolf ein realistisches Bild der Religion zu zeichnen. Am Freitagabend hielt er im Menzer Pfarrhaus einen bebilderten Vortrag, einen 75-minütigen Marathon mit Informationen über die Weltreligion und die Probleme, mit denen die westliche Welt konfrontiert ist.
Gehört der Islam zu Deutschland - mit Zitaten zweier konträrer Meinungen von Christian Wulff, der die Frage bejaht, und Thilo Sarrazin mit einer gegenteiligen Auffassung beschrieb Mathias Wolf das Spannungsfeld der Diskussionen. Ihm gehe es nicht um eine theologische Auswertung, sondern um Aufklärung. Im ersten Teil seines Vortrags entführte er die Gäste in die Entstehungsgeschichte des Islam, der heute mit 1,6 Milliarden Anhängern die zweitgrößte Weltreligion nach dem Christentum mit 2,2 Milliarden Gläubigen ist.
Der Islam - aus dem Arabischen abgeleitet "Unterwerfung (unter Gott)", "Völlige Hingabe (an Gott)" - wurde im frühen 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel durch den Propheten Mohammed gestiftet. Im Jahr 610 soll Mohammed im Alter von etwa 40 Jahren auf dem Berg Hira in der Nähe von Mekka den Verkündigungsauftrag von Erzengel Gabriel erhalten und sich fortan als Prophet gesehen haben, der auserwählt sei, die Religion Abrahams wiederherzustellen. Zentrum des Islam wurde das zentrale Heiligtum Kaaba, ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee im Zentrum von Mekka. Textliche Grundlagen des Islam sind der Koran, der als das dem Propheten offenbarte Wort Gottes gilt, und die Hadithe, Berichte über die Verhaltensweise Mohammeds mit Vorbildcharakter. Die sich aus den Texten ergebenden Normen werden als Scharia bezeichnet.
Mohammed hat zunächst nur wenige Anhänger in Mekka. Auf dem Verhandlungsweg findet er Verbündete in Medina, wohin er auswandert. Als Feldherr führt er kriegerische Auseinandersetzungen mit den heidnischen Mekkanern, die schließlich 630 zur Einnahme der Stadt durch die Muslime führen. In den Jahren bis zu seinem Tod 632 unterwirft er fast alle Stämme der arabischen Halbinsel seiner Autorität. Juden und Ungläubige werden getötet. Die Auflagen des Koran werden strenger und intoleranter.
Nach dem Tod Mohammeds habe der Streit um die Kalifen, die rechtmäßigen Nachfolger, zur Spaltung geführt, so Mathias Wolf. Je nach der Definition der Rechtmäßigkeit der politischen und religiösen Führer gingen daraus Ibaditen, Schiiten, Sunniten, Wahabiten und Salafisten hervor.
Daraus ergeben sich nach Meinung von Mathias Wolf Probleme: Zum einen gebe es keinen innerislamischen Dialog. Zum anderen gebe es keine akzeptierte theologische Autorität, "deshalb ist es in Deutschland schwer, denn es gibt keinen Ansprechpartner - jede Gruppierung meint, den wahren Islam zu vertreten". Dazu komme die Frage der Menschenrechte. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 werde als "jüdisch-christliches Konstrukt säkularer und daher Menschen gemachter Gesetze" abgelehnt. Für die "Organisation für islamische Zusammenarbeit" gelte daher die "Kairoer Erklärung der Menschenrechte", deren einziger Bezugspunkt die Scharia sei. Diese regelt das gesamte Leben und Bestrafungen für "Grenzvergehen" wie Auspeitschung, Steinigung, Abschneiden von Händen. In Artikel 2 der Erklärung heißt es: "Das Leben ist ein Geschenk Gottes ... es ist verboten, Leben zu nehmen, es sei denn aus einem von der Scharia vorgeschriebenen Grund".
Neben dem Dschihad - arabisch Anstrengung, Kampf; Bemühung, Einsatz - des Herzens, der Worte und der Taten gibt es den Dschihad des Schwertes. Nach klassischer islamischer Rechtslehre diene dieser Kampf der Erweiterung und Verteidigung islamischen Territoriums. Territorium, in dem das islamische Recht Gültigkeit besitzt, ist traditionell das "Land des Islams". Außerhalb liegende Gebiete sind "Land des Krieges". Die Auslegung der Texte hängt entscheidend von der Haltung der Interpreten ab.
Die vielen Fakten gaben Anlass zu Fragen und Diskussionen. Es sei im Vortrag vorrangig von Intoleranz die Rede gewesen, meinten Zuhörer. Im Bekanntenkreis gebe es viele Moslems, die als aufgeklärt und tolerant bezeichnet werden können. Das bestätigte Mathias Wolf, "aber deren Stimmen sind mir zu leise". Es gebe auch Meinungen, der Islamismus gehöre nicht zum Islam, sagte er, "aber das wäre so, als würden wir Christen die Hexenverbrennungen leugnen. Der Islamismus gehört zur Geschichte des Islam". "Was ist passiert, dass seit einigen Jahren verschiedene Gruppierungen des Islam in kriegerischen Auseinandersetzungen aufeinander treffen?", war eine andere Frage. Die innerislamischen Konflikte habe es nach dem Tod des dritten Kalifen schon immer gegeben, so der Menzer Pfarrer.
Gleichwohl herrschte im Publikum Einigkeit darüber, dass es heute um Öl, Macht und Geld gehe, dass diesen Interessen religiöser Intoleranz dienen und die westlichen Länder damit verflochten sind. Präsident George W. Bush habe einen solchen Hass geschürt, so eine Besucherin, "die Soldaten haben in Afghanistan und im Irak gegen so viel verstoßen, was dort Kultur war - das schlägt jetzt zurück".
Gehört der Islam zu Deutschland - mit Zitaten zweier konträrer Meinungen von Christian Wulff, der die Frage bejaht, und Thilo Sarrazin mit einer gegenteiligen Auffassung beschrieb Mathias Wolf das Spannungsfeld der Diskussionen. Ihm gehe es nicht um eine theologische Auswertung, sondern um Aufklärung. Im ersten Teil seines Vortrags entführte er die Gäste in die Entstehungsgeschichte des Islam, der heute mit 1,6 Milliarden Anhängern die zweitgrößte Weltreligion nach dem Christentum mit 2,2 Milliarden Gläubigen ist.
Der Islam - aus dem Arabischen abgeleitet "Unterwerfung (unter Gott)", "Völlige Hingabe (an Gott)" - wurde im frühen 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel durch den Propheten Mohammed gestiftet. Im Jahr 610 soll Mohammed im Alter von etwa 40 Jahren auf dem Berg Hira in der Nähe von Mekka den Verkündigungsauftrag von Erzengel Gabriel erhalten und sich fortan als Prophet gesehen haben, der auserwählt sei, die Religion Abrahams wiederherzustellen. Zentrum des Islam wurde das zentrale Heiligtum Kaaba, ein quaderförmiges Gebäude im Innenhof der Heiligen Moschee im Zentrum von Mekka. Textliche Grundlagen des Islam sind der Koran, der als das dem Propheten offenbarte Wort Gottes gilt, und die Hadithe, Berichte über die Verhaltensweise Mohammeds mit Vorbildcharakter. Die sich aus den Texten ergebenden Normen werden als Scharia bezeichnet.
Mohammed hat zunächst nur wenige Anhänger in Mekka. Auf dem Verhandlungsweg findet er Verbündete in Medina, wohin er auswandert. Als Feldherr führt er kriegerische Auseinandersetzungen mit den heidnischen Mekkanern, die schließlich 630 zur Einnahme der Stadt durch die Muslime führen. In den Jahren bis zu seinem Tod 632 unterwirft er fast alle Stämme der arabischen Halbinsel seiner Autorität. Juden und Ungläubige werden getötet. Die Auflagen des Koran werden strenger und intoleranter.
Nach dem Tod Mohammeds habe der Streit um die Kalifen, die rechtmäßigen Nachfolger, zur Spaltung geführt, so Mathias Wolf. Je nach der Definition der Rechtmäßigkeit der politischen und religiösen Führer gingen daraus Ibaditen, Schiiten, Sunniten, Wahabiten und Salafisten hervor.
Daraus ergeben sich nach Meinung von Mathias Wolf Probleme: Zum einen gebe es keinen innerislamischen Dialog. Zum anderen gebe es keine akzeptierte theologische Autorität, "deshalb ist es in Deutschland schwer, denn es gibt keinen Ansprechpartner - jede Gruppierung meint, den wahren Islam zu vertreten". Dazu komme die Frage der Menschenrechte. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen von 1948 werde als "jüdisch-christliches Konstrukt säkularer und daher Menschen gemachter Gesetze" abgelehnt. Für die "Organisation für islamische Zusammenarbeit" gelte daher die "Kairoer Erklärung der Menschenrechte", deren einziger Bezugspunkt die Scharia sei. Diese regelt das gesamte Leben und Bestrafungen für "Grenzvergehen" wie Auspeitschung, Steinigung, Abschneiden von Händen. In Artikel 2 der Erklärung heißt es: "Das Leben ist ein Geschenk Gottes ... es ist verboten, Leben zu nehmen, es sei denn aus einem von der Scharia vorgeschriebenen Grund".
Neben dem Dschihad - arabisch Anstrengung, Kampf; Bemühung, Einsatz - des Herzens, der Worte und der Taten gibt es den Dschihad des Schwertes. Nach klassischer islamischer Rechtslehre diene dieser Kampf der Erweiterung und Verteidigung islamischen Territoriums. Territorium, in dem das islamische Recht Gültigkeit besitzt, ist traditionell das "Land des Islams". Außerhalb liegende Gebiete sind "Land des Krieges". Die Auslegung der Texte hängt entscheidend von der Haltung der Interpreten ab.
Die vielen Fakten gaben Anlass zu Fragen und Diskussionen. Es sei im Vortrag vorrangig von Intoleranz die Rede gewesen, meinten Zuhörer. Im Bekanntenkreis gebe es viele Moslems, die als aufgeklärt und tolerant bezeichnet werden können. Das bestätigte Mathias Wolf, "aber deren Stimmen sind mir zu leise". Es gebe auch Meinungen, der Islamismus gehöre nicht zum Islam, sagte er, "aber das wäre so, als würden wir Christen die Hexenverbrennungen leugnen. Der Islamismus gehört zur Geschichte des Islam". "Was ist passiert, dass seit einigen Jahren verschiedene Gruppierungen des Islam in kriegerischen Auseinandersetzungen aufeinander treffen?", war eine andere Frage. Die innerislamischen Konflikte habe es nach dem Tod des dritten Kalifen schon immer gegeben, so der Menzer Pfarrer.
Gleichwohl herrschte im Publikum Einigkeit darüber, dass es heute um Öl, Macht und Geld gehe, dass diesen Interessen religiöser Intoleranz dienen und die westlichen Länder damit verflochten sind. Präsident George W. Bush habe einen solchen Hass geschürt, so eine Besucherin, "die Soldaten haben in Afghanistan und im Irak gegen so viel verstoßen, was dort Kultur war - das schlägt jetzt zurück".