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Wenn der Turm aber nun schief ist
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Wenn der Turm aber nun schief ist

Ein Bericht aus der Gransee-Zeitung von Volkmar Ernst

Falkenthal (MZV) Was haben das italienische Pisa und das brandenburgische Falkenthal gemeinsam? Sowohl in Pisa und als auch in Falkenthal steht ein schiefer Turm.

Zugegeben: So bekannt wie sein italienisches Pendant ist der Falkenthaler Kirchturm nicht. Er misst auch nicht 55, sondern nur 36 Meter, und aus weißem Carrara-Marmor besteht er schon gar nicht. Nicht einmal Eiche, sondern nur märkische Kiefer wurde für den Bau verwendet - und genau das ist das Problem. Mit seinen knapp 300 Jahren ist der Turm in die Jahre gekommen. Er muss dringend saniert werden. Dass sich der Turm in einer Schieflage befindet, ist sowieso nur auf den zweiten Blick zu sehen. Dazu muss der Besucher auf der Dorfstraße genau auf das Gotteshaus zusteuern. Doch die Schieflage ist Hans-Joachim Vanselow egal. "Aber wenn es uns hilft, auf den Turm und vor allem auf den dringenden Sanierungsbedarf aufmerksam zu machen, dann soll mir das Recht sein", sagt der ehemalige Pfarrer, der sich nun im Förderverein der Kirche engagiert und lacht. "Denn einsturzgefährdet ist der Falkenthaler Kirchturm nicht", sagt Vanselow und lädt zum Aufstieg in die Laterne, die Bekrönung des Turmes, ein. "Auch wenn es mühsam und beschwerlich ist, der Ausblick entschädigt dafür", lockt Vanselow und klettert die zum Teil steilen Stufen empor.

Erste Station auf dem Weg nach oben ist die Glockenstube, in der sich drei Eisenglocken befinden. "Die ersten waren aus Bronze und wurden für Kaiser und Vaterland im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Diese hier wurden 1924 nachgegossen", berichtet Vanselow und zeigt auf die gut zu erkennende Jahreszahl. Demnächst könnte also das Jubiläum 90 Jahre Kirchenglocken gefeiert werden. Doch dafür sollen erst noch die Inschriften auf den Glocken entziffert und gedeutet werden. Eine lautet: "Denen die in Schmach und Schuld künde neu ich Gottes Huld". Im Kirchenarchiv wird gerade gesucht, ob über die Falkenthaler Glocken etwas bekannt ist. Wohlklingend fürs Ohr ist indes ihr Dreiklang, wie der Pfarrer meint, bevor er in die nächste Etage wechselt. Hier zeigt er, welche Probleme der Turm bereitet. Denn an einigen Wänden fehlt das Fachwerk zwischen der Balkenkonstruktion. "Holzschwund nennt man das", erklärt Vanselow. Die Wettereinflüsse über die vielen Jahre hätten Holz und Stein Schicht um Schicht abgetragen. Die Folge sei gewesen, dass sich das Fachwerk gelockert habe und zum Teil sogar aus der Balkenkonstruktion gefallen sei. Um das Fachwerk zu schützen, seien deshalb - schon früher aber auch jüngst erst wieder - von außen Bretter angebracht worden, erklärt er. Die gute Nachricht dabei sei, dass die Holzkonstruktion noch gut und vor allem standsicher sei. Trotzdem habe die Architektin eine Bausumme von rund 300 000 Euro angemeldet, berichtet Vanselow weiter. "Da müssen wir noch fleißig sammeln, um das Geld zusammenzubekommen."

Doch Ideen haben die Mitglieder des Fördervereins genug. Die Architektin soll unter anderem prüfen, ob die Sanierung nicht in Jahresetappen erfolgen kann. Auch kann sich Vanselow vorstellen, dass die Laterne vom Turm genommen wird. Theoretisch müsste das möglich sein, weil die Laterne erst später aufgesetzt wurde. "Vielleicht können wir dadurch auch Geld sparten, wenn die Arbeiten parallel erfolgen", meint er.

Inzwischen ist der ehemalige Pfarrer in der Laterne angekommen und zeigt auf den Kaiserstiel, eine wuchtige Holzkonstruktion, auf der sich die Turmspitze mit der Wetterfahne befindet. Im Innern hängt daran die Stundenglocke, und ihre 500 bis 600 Kilogramm sind der Grund dafür, dass sich der Turm leicht geneigt hat. "Sieht das nicht toll aus. Da ist der Sportplatz, da die Dorfstraße und da hinten die Windräder, der Tribut an die schöne neue Zeit", kommt Hans-Joachim Vanselow regelrecht ins Schwärmen beim Blick in die Umgebung.

Fast nebenbei erzählt er, dass der Förderverein vom Kreis "Alte Kirchen" mit einem Preis und 2 500 Euro Startkapital für die Turmsanierung bedacht wurde. "Darüber haben wir uns sehr gefreut", sagt der Pfarrer im Ruhestand. Außerdem sei das auch wieder Ansporn gewesen, das Projekt weiter zu verfolgen und Geld zu sammeln. Eine Möglichkeit könnte sein, erneut einen "Falkenthaler", sozusagen die Währung des Ortes, herauszugeben.
erstellt von Mathias Wolf am 11.06.2014, zuletzt bearbeitet am 07.04.2015
veröffentlicht unter: Neues aus dem Pfarrsprengel

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