
Aus der Geschichte des Kirchenkampfes 1933
Am 30. Januar 1933 erfolgte mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus. Die verheerenden Folgen der Machtübernahme bekamen auch die Kirchen in Deutschland zu spüren. Das nationalsozialistische Regime versuchte sich der Kirchen auf ganz unterschiedliche Weise zu bemächtigen.
In der evangelischen Kirche formierte sich die sogenannte „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ und gewann an Einfluss. Als Reaktion auf die nationalsozialistische Inbesitznahme der Kirche und des christlichen Glaubens sammelten sich Gemeindeglieder und Pfarrer zu einer Gegenbewegung. Es entstand der „Pfarrernotbund" und die „Bekennende Kirche“. Der Auslöser dafür war der Arierparagraph. Die schon braun gewordene Evangelische Kirche hatte im April 1933 den staatlichen Arierparagraph in die Kirchengesetze übernommen. Dieser Paragraph besagte, dass nun Menschen jüdischer Abstammung,...
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In der evangelischen Kirche formierte sich die sogenannte „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ und gewann an Einfluss. Als Reaktion auf die nationalsozialistische Inbesitznahme der Kirche und des christlichen Glaubens sammelten sich Gemeindeglieder und Pfarrer zu einer Gegenbewegung. Es entstand der „Pfarrernotbund" und die „Bekennende Kirche“. Der Auslöser dafür war der Arierparagraph. Die schon braun gewordene Evangelische Kirche hatte im April 1933 den staatlichen Arierparagraph in die Kirchengesetze übernommen. Dieser Paragraph besagte, dass nun Menschen jüdischer Abstammung, - obwohl getauft und Christen! – nicht mehr in der Kirche arbeiten durften und zu entlassen seien.
Ein Vertreter der „Deutschen Christen“ erregte großes Aufsehen: Der Pädagoge Dr. Reinhold Krause hielt am 13.November 1933 im Sportpalast in Berlin eine viel beachtete Rede. Seine Ausführungen gipfelten in dem Aufruf zur „ Befreiung von allem Undeutschen im Gottesdienst und im Bekenntnismäßigen, Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen Lohnmoral, von diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten“. Hinzu kamen Forderungen wie die „Rückkehr zu einem heldischen Jesus“. Die „Deutschen Christen“ wollten die Kirche gleichschalten. Sie wollten eine einheitliche deutsche Reichskirche gründen. Den „Deutschen Christen“ gelang es sich zunächst in den Synoden Einfluss zu verschaffen und die Durchsetzung des Führerprinzips zu erzwingen.
Auch auf Gemeindeebene versuchten die braunen Christen, die Macht an sich zu reißen. Bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 erhielten sie vielerorts die Mehrheit in den Gemeindekirchenräten, so z. B in Oranienburg. Anders aber in den Gemeinden in Nassenheide, Sachsenhausen und Friedrichsthal. Hier gewann die Liste der Bekennenden Kirche, „Evangelium und Kirche, Kirche muss Kirche bleiben“ die Kirchenwahlen.
Viele hatten erkannt, dass politische Tendenzen die christliche Lehre und die biblische Wahrheit verfälschen. Der Gemeindekirchenrat Sachsenhausen mit Pfarrer Kurt Scharf hatten sich der „Bekennenden Kirche“ angeschlossen. Die einzelnen Gemeindeglieder konnten und sollten ihre Mitgliedschaft in der „Bekennenden Kirche“ persönlich erklären. Wer nicht zu den Deutschen Christen sondern zur „Bekennenden Kirche“ gehören wollte, unterschrieb die „Rote Karte“.
Davon zeugt eine jetzt wiedergefundene „Rote Karte“ eines Gemeindegliedes aus Sachsenhausen. Dieser Mitgliedsausweis von Gertrud Vogler (damals Wruck). ist von den Ältesten (Bruderratsmitgliedern) Siebert und Lachmann unterzeichnet. Auf der Rückseite dieses Mitgliedsausweises heißt es:
„Die Bekennenden Kirche ist der Zusammenschluss aller derer, die die heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der Auslegung der reformatorischen Bekenntnisse als die alleinige Grundlage der Kirche und ihrer Verkündung anerkennen. Die Glieder der Bekennenden Kirche ... wissen sich zu entschlossenem Kampf wider jede Verfälschung des Evangeliums und wider jede Anwendung von Gewalt und Gewissenszwang in der Kirche verpflichtet.“
Immer wieder versuchte die gleichgeschaltete Kirchenbehörde in die Gemeinden Sachsenhausen und Friedrichsthal hineinzuregieren. Wo das nichts half, wurde Gewalt angewandt. Am 2. August 1934 erschien die Polizei und forderte von Pfarrer Scharf die Herausgabe der Akten und die Kirchenschlüssel. Scharf weigerte sich. Auf dem Weg zur Kirche wurde er dann von der Gestapo für einige Tage verhaftet. Anschließend erhielt er Aufenthaltsverbot für Sachsenhausen, das nach zwei Monaten aufgehoben wurde. Aber es war nicht die letzte Sanktion gegen den Pfarrer und die Bekennende Gemeinde.
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Ein Vertreter der „Deutschen Christen“ erregte großes Aufsehen: Der Pädagoge Dr. Reinhold Krause hielt am 13.November 1933 im Sportpalast in Berlin eine viel beachtete Rede. Seine Ausführungen gipfelten in dem Aufruf zur „ Befreiung von allem Undeutschen im Gottesdienst und im Bekenntnismäßigen, Befreiung vom Alten Testament mit seiner jüdischen Lohnmoral, von diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten“. Hinzu kamen Forderungen wie die „Rückkehr zu einem heldischen Jesus“. Die „Deutschen Christen“ wollten die Kirche gleichschalten. Sie wollten eine einheitliche deutsche Reichskirche gründen. Den „Deutschen Christen“ gelang es sich zunächst in den Synoden Einfluss zu verschaffen und die Durchsetzung des Führerprinzips zu erzwingen.
Auch auf Gemeindeebene versuchten die braunen Christen, die Macht an sich zu reißen. Bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 erhielten sie vielerorts die Mehrheit in den Gemeindekirchenräten, so z. B in Oranienburg. Anders aber in den Gemeinden in Nassenheide, Sachsenhausen und Friedrichsthal. Hier gewann die Liste der Bekennenden Kirche, „Evangelium und Kirche, Kirche muss Kirche bleiben“ die Kirchenwahlen.
Viele hatten erkannt, dass politische Tendenzen die christliche Lehre und die biblische Wahrheit verfälschen. Der Gemeindekirchenrat Sachsenhausen mit Pfarrer Kurt Scharf hatten sich der „Bekennenden Kirche“ angeschlossen. Die einzelnen Gemeindeglieder konnten und sollten ihre Mitgliedschaft in der „Bekennenden Kirche“ persönlich erklären. Wer nicht zu den Deutschen Christen sondern zur „Bekennenden Kirche“ gehören wollte, unterschrieb die „Rote Karte“.
Davon zeugt eine jetzt wiedergefundene „Rote Karte“ eines Gemeindegliedes aus Sachsenhausen. Dieser Mitgliedsausweis von Gertrud Vogler (damals Wruck). ist von den Ältesten (Bruderratsmitgliedern) Siebert und Lachmann unterzeichnet. Auf der Rückseite dieses Mitgliedsausweises heißt es:
„Die Bekennenden Kirche ist der Zusammenschluss aller derer, die die heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der Auslegung der reformatorischen Bekenntnisse als die alleinige Grundlage der Kirche und ihrer Verkündung anerkennen. Die Glieder der Bekennenden Kirche ... wissen sich zu entschlossenem Kampf wider jede Verfälschung des Evangeliums und wider jede Anwendung von Gewalt und Gewissenszwang in der Kirche verpflichtet.“
Immer wieder versuchte die gleichgeschaltete Kirchenbehörde in die Gemeinden Sachsenhausen und Friedrichsthal hineinzuregieren. Wo das nichts half, wurde Gewalt angewandt. Am 2. August 1934 erschien die Polizei und forderte von Pfarrer Scharf die Herausgabe der Akten und die Kirchenschlüssel. Scharf weigerte sich. Auf dem Weg zur Kirche wurde er dann von der Gestapo für einige Tage verhaftet. Anschließend erhielt er Aufenthaltsverbot für Sachsenhausen, das nach zwei Monaten aufgehoben wurde. Aber es war nicht die letzte Sanktion gegen den Pfarrer und die Bekennende Gemeinde.
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Foto: Kirchengemeinde Sachsenhausen[ schließen ]